Zehntausende in Bayern obdachlos: Warum mehr Wohnungen allein nicht helfen

Ab Kathrin Zeilmann

Nürnberg - Nach Einschätzung der Diakonie sind in Bayern rund 58.000 Menschen wohnungslos.

Rund 58.000 Menschen in Bayern sind wohnungslos. Nicht alle von ihnen sind auf den ersten Blick erkennbar.
Rund 58.000 Menschen in Bayern sind wohnungslos. Nicht alle von ihnen sind auf den ersten Blick erkennbar.  © Arne Dedert/dpa

Allein mehr sozialer Wohnungsbau werde nicht ausreichen, um den Betroffenen zu helfen, sagte Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch der Deutschen Presse-Agentur.

"Wir brauchen einen verbesserten Zugang zu Wohnraum für wohnungslose Menschen – gerade auch im Bestand", etwa durch die Umnutzung leerstehender Gebäude.

"Zudem müssen Menschen besser vor zu hohen Mieten und somit vor einem Verlust ihrer Wohnung geschützt werden", forderte Schuch.

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Ein weiteres Problem: Gerade in ländlichen Gebieten sei das Netz an präventiven Beratungsangeboten, um Wohnungslosigkeit zu verhindern, löchrig.

"Auch dort sollten zentrale Fachstellen geschaffen werden, die bei drohender und akuter Wohnungslosigkeit beraten." Schuch besucht derzeit in Bayern verschiedene Einrichtungen der Diakonie.

Diakonie-Boss warnt: "Wirtschaftswachstum reicht nicht, um Armut zu überwinden"

Gerade in ländlichen Gebieten mangelt es an präventiven Beratungsangeboten, um Wohnungslosigkeit zu verhindern.
Gerade in ländlichen Gebieten mangelt es an präventiven Beratungsangeboten, um Wohnungslosigkeit zu verhindern.  © Marijan Murat/dpa

Unter den geschätzten 58.000 Wohnungslosen in Bayern fasst die Diakonie Menschen zusammen, die wegen einer fehlenden eigenen Wohnung in einer Einrichtung untergekommen sind oder auf der Straße leben.

Oder auch die verdeckt wohnungslos sind, also bei Freunden oder Verwandten unterkommen, weil sie keine eigene Wohnung haben.

Der Freistaat gilt als eines der wirtschaftlich stärksten Bundesländer.

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Schuch sagte jedoch: "Ein starkes Wirtschaftswachstum allein reicht nicht aus, um Armut zu überwinden – es braucht gezielte sozialpolitische Maßnahmen und Investitionen in Bildung und Betreuung."

Einkommensschwache Familien zum Beispiel würden mit unübersichtlichen und teils widersprüchlichen Leistungsansprüchen konfrontiert. Darum würden viele Leistungen gar nicht in Anspruch genommen. "Die Diakonie schlägt vor: ein Antrag – ein Antragsverfahren – ein Bescheid."

Das Diakonische Werk, der Sozialverband der evangelischen Kirche, betreibt in Bayern nach eigenen Angaben etwa 3200 Einrichtungen und hat mehr als 101.500 Mitarbeitende und rund 28.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer.

Titelfoto: Arne Dedert/dpa

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