Waldbrand in Grunewald: Neue Explosionen am Abend!

Berlin - Nach einer Explosion auf einem Sprengplatz der Polizei im Berliner Grunewald ist der angrenzende Wald in Flammen geraten, immer wieder kam es zu Explosionen - auch am Abend.

Nach einer unbeabsichtigten Explosion brennt es im Berliner Grunewald.
Nach einer unbeabsichtigten Explosion brennt es im Berliner Grunewald.  © Beate Schleep/dpa, Paul Zinken/dpa

Ein mit vier Kameras und Greifarm ausgestatteter, ferngesteuerter Spezialroboter der Bundeswehr kam am Donnerstag zum Einsatz. Er könne näher an die Brandfläche herankommen, sagte Brigadegeneral Jürgen Karl Uchtmann. Auf diese Weise sollte sich ein klareres Lagebild erstellen lassen.

Allerdings kam es während des Einsatzes am Abend zu einer erneuten Explosion, weswegen er abgebrochen wurde. Der Knall war auch in einer Entfernung von mehr als einem Kilometer noch zu hören. Im Anschluss folgten weitere Explosionen.

Schon zuvor warnte die Feuerwehr die Bevölkerung dringend davor, den Wald zu betreten. Das Gebiet ist großräumig abgesperrt. Polizisten stoppten etliche Radfahrer, die durch den Wald teils zum Wannsee wollten.

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Auf der Autobahn Avus, wo sich sonst im Berufsverkehr normalerweise Wagen an Wagen reiht, herrschte gähnende Leere. Das Gebiet war weiträumig abgesperrt. Die Autobahn bleibt mindestens bis Freitagmorgen um 6 Uhr gesperrt.

Bürgermeisterin Franziska Giffey bricht ihren Urlaub wegen Waldbrand ab

Wegen der ernsten Lage ist auch Bürgermeisterin Franziska Giffey (44, SPD, 6.v.l.) vor Ort.
Wegen der ernsten Lage ist auch Bürgermeisterin Franziska Giffey (44, SPD, 6.v.l.) vor Ort.  © Wolfgang Kumm/dpa

Auch der Regional- und der S-Bahnverkehr in Richtung Westen sind unterbrochen. Die S-Bahn-Linie S7 fährt von Berlin aus nur noch bis Grunewald - das bleibt ebenfalls bis mindestens Freitag um 6 Uhr morgens so.

Einschränkungen gibt es weiterhin auch im Regional- und Fernverkehr. So bleibt die Strecke zwischen Berlin Hauptbahnhof und Potsdam gesperrt. Einzelne Züge im Fernverkehr müssen nach Angaben der Deutschen Bahn umgeleitet werden und können nicht in Berlin-Wannsee und Potsdam Hauptbahnhof halten.

Wegen des Brandes kündigte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (44, SPD) an, über den Standort des Sprengplatzes reden zu wollen. "Wir müssen uns darüber Gedanken machen, wie wir in Zukunft mit diesem Sprengplatz umgehen und ob auf Berliner Stadtgebiet ein solcher Ort der richtige ist", sagte die SPD-Politikerin nach einem Besuch im Grunewald, für den sie ihren Urlaub unterbrochen hatte.

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Sie wolle auch mit Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (60, SPD) über die Möglichkeiten für eine Kooperation in der Metropolregion sprechen. Da der Platz nicht in einem Wohngebiet liege, sei die Lage zum jetzigen Zeitpunkt "noch eher entspannt", sagte Giffey.

Waldbrand stellt die Einsatzkräfte vor große Probleme

Die Rauchschwaden sind gut zu erkennen. Wegen des Brandes musste die AVUS gesperrt werden.
Die Rauchschwaden sind gut zu erkennen. Wegen des Brandes musste die AVUS gesperrt werden.  © Kay Nietfeld/dpa

Die nächsten Wohngebäude seien mindestens zwei Kilometer entfernt, hieß es am Morgen von der Feuerwehr. Rings um den Sicherheitsradius von rund 1000 Metern wurde eine Wasserversorgung hergestellt, erklärte ein Feuerwehrsprecher. Sollten sich die Flammen diesen Bereichen annähern, könnten sie schnell bekämpft werden. Zudem wurden die angrenzenden Waldgebiete bewässert, um ein Ausbreiten der Flammen zu erschweren.

Während für die Bevölkerung wohl keine unmittelbare Bedrohung besteht, könne der Einsatz für die Feuerwehrleute aber lebensgefährlich sein, sagte ein Sprecher. Auf dem Sprengplatz der Berliner Polizei lagert Munition, die Experten dort normalerweise unschädlich machen. Das stellt die Feuerwehr vor große Probleme.

Wegen der Gefahr weiterer Explosionen kamen die Einsatzkräfte nicht einfach an den Sprengplatz heran. Die Feuerwehr zog einen Sperrkreis von rund 1000 Metern um den Brandort, in dem sie erst am frühen Donnerstagabend mit dem Löschen beginnen konnten. In einem Umkreis von 500 Meter kann aber noch nicht gegen die Flammen gekämpft werden.

Was der ursprüngliche Auslöser war und ob es in der Nacht zuerst brannte oder zu Explosionen kam, war am Nachmittag noch unklar. Das Feuer brannte am Vormittag auf einer Fläche von etwa 1,5 Hektar. Das entspricht gut zwei Fußballfeldern.

Berliner Feuerwehr erwartet weitere Ausbreitung der Flammen

Ein Pionierpanzer Dachs der Bundeswehr kommt zur Unterstützung am Grunewald an.
Ein Pionierpanzer Dachs der Bundeswehr kommt zur Unterstützung am Grunewald an.  © Christophe Gateau/dpa

Der Brand werde die Einsatzkräfte möglicherweise noch die nächsten Tage beschäftigen, sagte Feuerwehrsprecher Thomas Kirstein.

Er verwies zudem auf die Gluthitze, die belastend sei für die Kräfte von Feuerwehr und Polizei, die häufiger ausgewechselt werden müssen. "Aber wir werden das Feuer löschen", sagte er.

Zunächst stellte sich die Berliner Feuerwehr aber auf ein weiteres Ausweiten des Brandes ein: "Wir haben feststellen müssen, dass das Feuer im Sperrkreis weitergelaufen ist", sagte Kirstein am Nachmittag.

Wir haben gesehen, dass das Feuer schon in Richtung Avus läuft. Damit ist jetzt zu rechnen in den nächsten Stunden."

Es sei davon auszugehen, dass der Brand sich noch ausweite und auch die Rauchentwicklung zunehme.

Im aktuellen Waldbrand-Gebiet finden Sprengungen der Polizei statt

Flammen schlugen aus dem Wald.
Flammen schlugen aus dem Wald.  © Feuerwehr Berlin/TNN/dpa

Löschhubschrauber der Bundeswehr standen nach Angaben der Berliner Feuerwehr auch wegen des andauernden Waldbrands in Sachsen nicht zur Verfügung. Brigadegeneral Uchtmann sagte, ein Einsatz über dem munitionsbelastetem Gebiet sei derzeit auch nicht sinnvoll: Der Helikopter müsste so hoch fliegen, dass er dann aus der Luft nicht gut ausreichend löschen könne.

Am Sprengplatz im Grunewald lagerten nach Angaben der Polizei rund 25 Tonnen unter anderem an Feuerwerkskörpern oder Weltkriegsmunition. Wie der Sprecher der Berliner Polizei, Thilo Cablitz, sagte, ist der Platz acht Hektar groß und 1950 entstanden. Zweimal im Jahr werden dort jeweils für mehrere Tage kontrollierte Sprengungen angesetzt.

Die Polizei schrieb auf Twitter, in Berlin seien keine alternativen Nutzungsflächen vorhanden beziehungsweise nicht genehmigungsfähig.

Das Gelände sei mit Brandmeldeanlagen ausgestattet, verfüge über eine mehrere Meter breite Brandschutzschneise und sehe eine Dauerberegnung der gelagerten Kampfmittel vor.

Berliner Feuerwehr teilt Neuigkeiten zum Waldbrand in Grunewald auf Twitter

Wetter kann im Kampf gegen das Feuer nur bedingt helfen

Menschen in der Umgebung sollen ihre Fenster und Türen wegen der Rauchentwicklung geschlossen halten.
Menschen in der Umgebung sollen ihre Fenster und Türen wegen der Rauchentwicklung geschlossen halten.  © Wolfgang Kumm/dpa

Verletzte habe es bislang nicht gegeben. Die Behörden warnten die Bevölkerung über den Brand auf den Warnapps. Anwohner sollen Fenster und Türen geschlossen halten. Lüftung und Klimaanlagen sollen ausgeschaltet werden.

Mithilfe einer Drohne und eines Polizeihubschraubers konnten Bilder aus der Luft Orientierung geben. Gegen Mittag hatte die Feuerwehr so drei bis vier Glutnester identifiziert.

Auf Aufnahmen der Feuerwehr waren dicke Rauchschwaden über dem Brandgebiet zu sehen. Es sei davon auszugehen, dass die hohe Trockenheit in der Gegend den weiteren Verlauf des Feuers beeinflussen werde, hieß es.

"Der Wald ist knochentrocken", sagte auch Jan Thomsen, Sprecher der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz. Die Wälder hätten sich durch die vergangenen Dürreperioden nicht erholen können.

Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) bleibt es am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag in der Region durchweg trocken, allerdings gibt es auch keine signifikanten Winde, die das Feuer weiter anfachen könnten. Für Freitagnachmittag seien hingegen Schauer und Gewitter vorhergesagt. "Da kann auch Starkregen dabei sein", sagte ein DWD-Sprecher. Die Niederschlagsmenge könne der Feuerwehr dann löschen helfen.

Erstmeldung um 6.48 Uhr, aktualisiert um 21.34 Uhr

Titelfoto: Beate Schleep/dpa, Paul Zinken/dpa

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