Acht-Stunden-Stück mit Riesenpenis: Dieser Theaterabend in Berlin ist eine Herausforderung
Von Julia Kilian
Berlin - Mit einem Marathonabend hat die Berliner Volksbühne ihre neue Saison eröffnet. Die Aufführung von "Peer Gynt" endete erst weit nach Mitternacht - nach rund acht Stunden.

Die Künstler Vegard Vinge, Ida Müller und Trond Reinholdtsen bespielten zum ersten Mal die große Bühne des Theaters. Sie zeigen eine düstere Comicwelt.
Hauptfigur Peer Gynt erinnert so manchen an eine Mischung aus dem früheren britischen Premierminister Boris Johnson (61), US-Präsident Donald Trump (79) und der Mörderpuppe Chucky. Der Abend verweist viel auf Popkultur der 70er und 80er Jahre, spielt auf Polizeigewalt, Krieg, Missbrauch und Pandemie an.
Über der Bühne mit Bar, Videothek und Telefonzelle schwebt ein großer Penis. Es wird masturbiert, ein Tampon durch die Luft gewirbelt und eine menschliche Ader angezapft, um mit Blut zu malen.
In der Geschichte des norwegischen Autors Henrik Ibsen (1828-1906) geht es um einen Bauernsohn, der mit seinen irren Fantasiegeschichten die Realität zu verdrängen versucht.
Theaterregisseur Vinge und Bühnenbildnerin Müller waren als Interimsintendanz der Volksbühne vorgesehen, sagten dann aber ab. Nächstes Jahr übernimmt Matthias Lilienthal den Posten.
Pizza und Bier zum Durchhalten

Was dem Publikum beim Durchhalten hilft, sind Pizza und Bier. Getränke darf man diesmal mit in den Saal nehmen. Manche machen zwischendurch ein Nickerchen oder vertreten sich die Füße.
Am Ende ist es ein Abend, bei dem es auch hilft, wenn man sich zurücklehnt und sich dem Chaos auf der Bühne ergibt.
"Dieses Stück ist 48 Stunden", heißt es an einer Stelle. "Acht Stunden ist kein Theater." Nach mehr als sechs Stunden heißt es dann "Akt 1 Pause". "Ich hoffe, es ist vorbei", sagt ein Mann.
Eine Frau dagegen hält den Abend für phänomenal. Gegen 2 Uhr ist Schluss. Da sind längst nicht mehr alle da, es gibt aber viel Applaus. Am Samstag geht es weiter.
Titelfoto: Julian Röder/Volksbühne/dpa