Trotz Aus für Spandauer Westernstadt: Hobby-Cowboys legen die Colts nicht nieder
Von Anja Sokolow
Berlin - Trotz Kündigung des Pachtvertrags und Räumungsaufforderung wollen die Betreiber der Westernstadt in Berlin-Spandau weitermachen.
Alles in Kürze
- Westernstadt in Berlin-Spandau trotz Kündigung weiter geöffnet
- Verein hofft auf Lösung und weigert sich, Grundstück zu verlassen
- Pachtvertrag nach 16 Jahren ausgelaufen
- Vermieter droht mit Klage bei nicht freiwilliger Räumung
- Westernstadt hat jährlich etwa 10.000 Besucher

"Am Samstag wird wieder gefeiert", sagte Ralf Keber, der Vorsitzende des Trägervereins "Cowboy Club Old Texas", der Deutschen Presse-Agentur. Zunächst hatte der "Tagesspiegel" berichtet. "Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Jetzt sind erst einmal noch die Anwälte mit der Sache beschäftigt", so Keber. Der Vermieter bleibt allerdings bei der Kündigung.
"Der Pachtvertrag ist am vergangenen Wochenende ausgelaufen", erklärte Jochen Ehlers von der Eigentümerfirma Dr. Aldinger & Fischer Grundbesitz und Vermarktungs GmbH. Der Verein sei verpflichtet, das Grundstück zurückzugeben. "Wenn sie das nicht freiwillig tun, bleibt uns ja nur der Rechtsweg. Wir werden kurzfristig Klage einreichen", sagte Ehlers.
Der Verein hatte das Grundstück 16 Jahre lang von der Firma gepachtet - für einen Euro pro Monat. Am Sonntag lief der Pachtvertrag aus. Sämtliche Vorschläge zur befristeten Fortführung des Vertrages seien von allen Beteiligten abgelehnt worden. Die Firma sehe sich daher gezwungen, den Vertrag zu kündigen, hatte Ehlers Ende August erklärt.
"Es ist völlig unrealistisch, innerhalb von drei Monaten eine ganze Stadt zu räumen", sagte Keber alias Jack Hunter. Der Verein habe noch nichts abgerissen und hoffe noch immer, dass es eine Lösung gibt.
Westernstadt in Spandau im August überrannt von Party-Besuchern

Ein Umzug der Westernstadt an einen anderen Standort ist nach Aussage des Westernstadt-Bürgermeisters nicht möglich. "Eine Alternative gibt es für uns nicht", so Keber. Das aktuell genutzte Grundstück ist rund 10.500 Quadratmeter groß.
Die Westernstadt im Stadtteil Haselhorst mit etwa zwei Dutzend Gebäuden besteht laut Keber seit 57 Jahren. Zur "Old Texas Town" gehören Saloon, Bank, Gefängnis und Kirche.
Auch eine Stellmacher- und eine Sattlerwerkstatt können besichtigt werden. In einer Schmiede werden Pferde beschlagen und Wagenräder erhalten einen Eisenring. Auch eine historische Apotheke befindet sich auf dem Gelände.
In den Sommermonaten von Mai bis Oktober besuchen laut Keber durchschnittlich rund 500 Tagesgäste die Westernstadt. Insgesamt kommen jährlich etwa 10.000 Besucher - darunter auch Gäste von privaten Veranstaltungen wie Hochzeiten, Firmenfeiern und Geburtstagen.
An jedem ersten Samstag im Monat gibt es eine Feier für die Öffentlichkeit - immer von 18.30 Uhr bis 2 Uhr morgens. Laut Keber kamen im August etwa 1000 Besucher. "Wir wurden regelrecht überrannt."
Titelfoto: Christoph Soeder/dpa