Mit 90 volle Power am Pastatisch: Nonna Angela steht immer noch am Restaurant-Herd
Von Lilli Förter
Berlin - Angela Matarrese setzt beim Pasta-Machen auf Tradition statt Technik. Die 90-Jährige denkt nicht ans Aufhören und erhält nun eine besondere Auszeichnung.
Die 90-jährige Angela Matarrese ist das, was man im Internet als "Nonna" bezeichnet: eine ältere italienische Frau, die vor allem Italienisch spricht, ständig fragt, ob man Hunger hat und Essen zubereitet, das direkt ins Herz geht.
Seit fast 35 Jahren kocht sie in einem Restaurant in Berlin-Schöneberg. Am 10. November wird das Leben der 90-Jährigen mit einem Preis bedacht: dem Karrierepreis der "True Italian Awards 2025".
In der Jury sitzen Journalisten und Influencer, die sich auf Berlins Food-Szene spezialisiert haben. Eine Ehre sei das – und eine Überraschung, sagt Matarrese.
Sie habe nicht damit gerechnet, "dass die Deutschen sie so ins Herz geschlossen haben", erzählt sie der Deutschen Presse-Agentur.
Angela Matarreses Weg zur Pasta-Ikone
Dabei begann ihre Reise als Köchin eher aus der Not heraus. Um die Söhne im Heimatdorf Scanzano Jonico im Süden Italiens zu halten, kam ihr Mann auf die Idee, dort eine Pizzeria zu eröffnen. Am Ende waren es nicht die Kinder, die den Laden schmissen, sondern Angela Matarrese selbst.
Nach dem plötzlichen Tod des Vaters holte Sohn Pino Bianco seine Mutter Anfang der 90er Jahre schließlich nach Berlin, wo sie gemeinsam die Trattoria a Muntagnola eröffneten. Muntagnola – zu Deutsch: "die aus den Bergen".
Wenn "Mama" den Laden betritt, dauert es nicht lange, bis ihr Oberkörper in einer Schürze und ihre Hände im Mehl stecken. Dass sie das Pastamachen im Schlaf beherrscht, sieht man auf den ersten Blick. Die wichtigste Zutat? "Tranquillità", Ruhe, sagt Matarrese. Wer ruhig sei, könne den Teig besser verstehen und ihm geben, was er braucht. Je nach Wetter könne mehr Mehl oder mehr Flüssigkeit nötig sein.
Zwar ist Matarrese inzwischen nicht mehr Teil des regulären Küchenbetriebs. Dass es gut laufe, sei dennoch ihr Verdienst, erklärt ihr Sohn. Sie sei das Original, stehe für authentische italienische Küche.
Die Liebe, die sie von den Gästen bekomme, habe Berlin trotz der Sprachbarriere längst zu ihrer Heimat werden lassen, sagt sie. Warum sie nicht einfach die Füße hochlege? Weil das Geheimnis des Lebens sei, "immer eine kleine Beschäftigung zu haben", übersetzt ihr Sohn.
Titelfoto: Lilli Förter/dpa

