Lederer über Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte: "Keine halbherzigen Lösungen"

Berlin - Die Auseinandersetzung mit deutscher Kolonialgeschichte und ihren Folgen bleibt aus Sicht von Berlins Kultursenator Klaus Lederer (48, Linke) eine Daueraufgabe.

Für Berlins Kultursenator Klaus Lederer (48, Die Linke) geht es nicht nur um möglicherweise geraubte Objekte.
Für Berlins Kultursenator Klaus Lederer (48, Die Linke) geht es nicht nur um möglicherweise geraubte Objekte.  © Joerg Carstensen/dpa

"Wir wollen hier keine halbherzigen Lösungen", sagte der Linke-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Wo der Unrechtskontext handgreiflich ist, muss man sich als Treuhänder für die Kulturgüter begreifen und dann in entsprechende Diskussionsprozesse und Verhandlungen mit den Ländern eintreten, wo die ursprünglichen Herkunftsgesellschaften der Kulturgüter und Gegenstände liegen."

Für ihn geht es dabei nicht nur um möglicherweise geraubte Objekte. Viele Einrichtungen beschäftigten sich schon seit einiger Zeit mit der Kolonialvergangenheit ihrer Sammlungen.

"Das muss erst einmal nichts mit der Rückgabe von geraubten Kulturgütern zu tun haben", sagte der Senator. "Es geht auch darum, wie die deutsche Kolonialgeschichte in den Werken der Sammlungen thematisiert wird oder diese beeinflusst hat, Werke, die völlig legitim dauerhaft Sammlungsbestände unserer Einrichtung bleiben werden."

Berlin: Ärger für alle Reisenden: Flughafen BER bald nicht mehr mit S-Bahn erreichbar!
Berlin Ärger für alle Reisenden: Flughafen BER bald nicht mehr mit S-Bahn erreichbar!

Lederer: "Es bleibt eine Daueraufgabe, sich mit dieser Frage zu beschäftigen, und zwar nicht in Konkurrenz zu anderen Epochen der Geschichte, sondern als einen zusätzlichen Aspekt von Geschichtsbetrachtung, die in den vergangenen Jahrzehnten nicht die Aufmerksamkeit bekommen hat, die ihr zusteht."

Benin-Bronzen an Nigeria zurückgegeben

Die in Kolonialzeiten geraubten Benin-Bronzen gehörten zu Beständen von Museen in Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart und Leipzig.
Die in Kolonialzeiten geraubten Benin-Bronzen gehörten zu Beständen von Museen in Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart und Leipzig.  © Joerg Carstensen/dpa

Am Dienstag waren in der nigerianischen Hauptstadt Abuja 20 Benin-Bronzen an das afrikanische Land zurückgegeben worden.

Die in Kolonialzeiten geraubten Kunstwerke gehörten zu Beständen von Museen in Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart und Leipzig.

Mehr als 1100 der Arbeiten aus dem Palast des damaligen Königreichs Benin, das heute zu Nigeria gehört, lagerten in rund 20 deutschen Museen.

Berlin: Aufatmen bei Bahnreisenden: Bald kein Funkloch mehr auf Weg zur Ostsee
Berlin Aufatmen bei Bahnreisenden: Bald kein Funkloch mehr auf Weg zur Ostsee

Die Objekte stammen aus britischen Plünderungen im Jahr 1897.

Titelfoto: Joerg Carstensen/dpa

Mehr zum Thema Berlin: