Dieses Berliner "UFO aus Stroh" zählt zu den 100 spannendsten Orten der Welt
Von Anja Sokolow
Berlin - Ein Reetdach unter dem grauen Herbsthimmel von Berlin, das ist ein ungewöhnlicher Anblick.
Es steht auf dem Gelände des einstigen Flussbads Lichtenberg, das vor 100 Jahren öffnete. Mit Warmwasser aus dem benachbarten Heizkraftwerk, Sandstrand, verschiedenen Becken und Zehnmeter-Sprungturm war es einst bei vielen Berlinern beliebt.
Seit 1950 ist das Bad an der Spree Geschichte, nun wird das Gelände neu belebt.
Claus Sendlinger ist Mitgründer des Flussbad-Campus. Natur, Kunst, Kultur, gutes Essen und eine neue Art des Arbeitens sollen dort zusammenkommen, sagt er. Es entstehen Hotelzimmer, Gastronomie, Veranstaltungs- und Ausstellungsräume, Ateliers und Büros. Herzstück des Areals ist das Reethaus, das bereits im Sommer 2023 eröffnet wurde.
Das hat auch schon die internationale Presse mitbekommen. Das "Time Magazine" zählt es zu den 100 spannendsten Orten weltweit. "Wie ein 40 Fuß hohes UFO aus Stroh, das auf einem Feld in der Nähe der Berliner Spree gelandet ist" beschreibt das Magazin das Gebäude, dass sowohl durch seinen Zweck als auch die Architektur bemerkenswert sei.
"UFO" für Besucher dann kostenlos zu besichtigen
Von außen sichtbar ist nur das steile Dach, das an eine Pyramide erinnert. Die Konstruktion darunter aus Beton, Glas und Holz ist fast gänzlich von Terrassenbeeten umgeben. Nur zur Wasserseite hin öffnet sich das Haus mit einer breiten Fensterfront.
Im Inneren: ein tempelartiger Raum mit einer zehn Meter hohen, holzverschalten Decke aus gebeizter Kastanie. Ein Hauch von Tageslicht dringt durch die Dachfenster. Auf dem Boden liegen japanischen Meditationsmatten und mit Kork gefüllte Kopfkissen, daneben Bänke, die auch in einer Kirche stehen könnten.
In der Decke befindet sich ein 360-Grad-Soundsystem. "Man hört den Raumklang nicht nur mit den Ohren, sondern auf Zellebene", sagt Sendlinger. Es sei ein moderner Ort für Begegnungen. Die Architektur sei zwar sakral, aber ohne religiösen Hintergrund, erklärt Konstantin Mahnel, Mitarbeiter am Campus, bei einer Führung.
Besuchern, die das Reethaus sehen wollen, empfiehlt Sendlinger, zu einer Veranstaltung zu kommen, die es jeweils am letzten Sonntag eines Monats kostenlos gibt. "Denn dann können sie das Ding erleben", sagt der Mitgründer mit Blick auf das Reethaus, das für ihn eher eine "Skulptur" als nur ein Gebäude ist.
Titelfoto: Jens Kalaene/dpa