Nach 1.-Mai-Demo: Video von aggressiven Polizisten kursiert im Netz

Berlin - Nach einem gewaltfreien Verlauf der 1. Mai-Demonstration in Berlin gibt es Debatten über das aggressive Auftreten von Polizisten gegenüber feiernden Menschen in Kreuzberg.

Rund 7.100 Einsatzkräfte aus ganz Deutschland waren am ersten Mai in Berlin unterwegs.
Rund 7.100 Einsatzkräfte aus ganz Deutschland waren am ersten Mai in Berlin unterwegs.  © Kay Nietfeld/dpa

Ein Video zeigt, wie Polizisten aus Mecklenburg-Vorpommern am späten Abend die Menschen von der Oranienstraße vertreiben wollen, um die Straße wieder für den Autoverkehr frei zu machen.

Ohne weiteren Anlass sprühen sie dabei Pfefferspray auf friedlich am Straßenrand stehende Menschen, stoßen einen betrunkenen Mann brutal auf den Boden, schubsen andere Menschen weg.

Mehrfach lief die Polizeieinheit mit Schlagstöcken und Pfeffersprayflaschen in den Händen die Straße höchst aggressiv auf und ab. Polizisten besprühten Menschen und stießen sie von der Straße, der Polizeiführer schrie immer wieder: "Runter von der Straße, runter von der Straße." Erst durch dieses Auftreten wurde die Stimmung, die zuvor entspannt war, wieder aufgeheizt. Es kam zu Sprechchören gegen die Polizei, später warfen Menschen auch ein oder zwei Flaschen in Richtung von Polizisten.

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Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) verteidigte den Einsatz: "Sich aber jetzt schon davon ein Bild machen zu können, ist anmaßend, weil niemand sieht, was vorher war und in welchem Kontext sich die Kollegen zu den Maßnahmen entschieden haben."

Vorfall mit aggressiven Polizisten nach Demo wird untersucht

Demonstranten und Kräfte der Polizei stehen am Kottbusser Tor.
Demonstranten und Kräfte der Polizei stehen am Kottbusser Tor.  © Kay Nietfeld/dpa

Die Berliner Polizei wollte sich später äußern - und kündigte Ermittlungen an. Polizeipräsidentin Barbara Slowik sagte am Dienstag: "Wir nehmen die Hinweise sehr ernst. Wir werden den Vorfall sehr gründlich aufarbeiten, ganz sicher." Weiter könne sie aber so kurz nach dem Abend noch nichts zu dem Thema sagen.

Mit Blick auf eine zweite problematische Situation verteidigte Slowik das Vorgehen der Polizei. Gegen 20 Uhr stand die langgezogene Demonstration mit 12 000 Teilnehmern am Kottbusser Tor still, nach vorne ging es nicht weiter, hinten warteten tausende Menschen, rechts und links hatte die Polizei mit Mannschaftswagen, die Stoßstange an Stoßstange standen, alles abgesperrt. Über einen längeren Zeitraum konnte fast niemand den Bereich verlassen.

Veranstalter und Unterstützer kritisierten, die Polizei habe einen "Kessel" gebildet, mehrere Menschen hätten Panikattacken bekommen. "Das Kottbusser Tor einzukesseln war mehr als fahrlässig." Auch Journalisten sahen die Polizeitaktik der seitlichen Abriegelungen kritisch.

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Slowik sagte: "Zu allen Zeiten konnten die Teilnehmenden den Demonstrationszug rückwärts gerichtet verlassen. Und auch nach Westen. Das war, so mein Stand, möglich. Teilweise wurden auch die, Absperrungen auf der Mittelinsel geöffnet. Das mag nach und nach passiert sein." Es sei zudem Aufgabe des Veranstalters, die Teilnehmer über das Ende der Demonstration zu informieren. Diese Informationen hätten aber gefehlt.

Erstmeldung, 2. Mai um 13.43, aktualisiert um 16.20 Uhr

Titelfoto: Kay Nietfeld/dpa

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