Wie viel Überwachung ist zeitgemäß? Neues Polizeigesetz sorgt für massive Kritik

Von Andreas Heimann

Berlin - Die Berliner Polizei soll bei der Bekämpfung und Verhinderung von Straftaten erheblich mehr Befugnisse bekommen. Dafür wird das Allgemeine Sicherheits- und Ordnungsgesetz (ASOG) an vielen Stellen verschärft.

Ob eine Ausweitung unter anderem der Videoüberwachung Berlin tatsächlich sicherer macht, wird aktuell im Senat diskutiert. (Symbolbild)  © Stefan Sauer/dpa

Mit der rund 750 Seiten umfangreichen Novelle hat sich das Plenum des Landesparlaments bei seiner jüngsten Sitzung erstmals beschäftigt.

Das Gesetz soll noch 2025 verabschiedet werden und in Kraft treten. Umstritten ist es schon jetzt. Innensenatorin Iris Spranger (62, SPD) sagte, das ASOG werde umfassend modernisiert. Die Berliner Polizei komme damit technisch auf die Höhe der Zeit.

CDU-Innenexperte Burkard Dregger (61) nannte die Reform einen Quantensprung. Es sei schon allein mit Blick auf den Umfang der größte Gesetzentwurf in der Geschichte des Abgeordnetenhauses.

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Die Novelle sieht unter anderem vor, Videoüberwachung an Orten wie dem Alexanderplatz oder dem Görlitzer Park zu erlauben, an denen es überdurchschnittlich oft zu Straftaten kommt.

Aufzeichnungen von Überwachungskameras der Berliner Verkehrsbetriebe sollen künftig erst nach 72 statt wie bisher nach 48 Stunden gelöscht werden. Sie könnten damit länger als bisher als Beweismittel genutzt werden, sagte Spranger.

CDU und SPD wollen außerdem mehr Möglichkeiten bei der Quellen-Telekommunikationsüberwachung (TKÜ) schaffen. Dabei geht es etwa um verschlüsselte WhatsApp-Nachrichten.

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Opposition übt scharfe Kritik an Gesetzes-Novelle

Kai Wegner (52, CDU), Regierender Bürgermeister von Berlin, bespricht sich vor der Plenarsitzung im Abgeordnetenhaus mit Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (42, CDU).  © Fabian Sommer/dpa

Auch Online-Durchsuchungen etwa von Laptops sollen möglich werden, allerdings nur zur Verhinderung von terroristischen Straftaten oder schweren Straftaten im Zusammenhang mit organisierter Kriminalität.

"Wir werden die Berlinerinnen und Berliner nicht mit Überwachungsmaßnahmen überziehen", versicherte Spranger. "Die Novelle wahrt die Balance zwischen Sicherheit und Freiheit."

Die Grünen-Fraktion kritisierte dagegen, der Gesetzentwurf lese sich in großen Teilen wie der Wunschzettel für einen Überwachungsstaat. Die Verschärfungen würden mit mehr Sicherheit begründet, ohne sie zu schaffen. Das gelte für Videoüberwachung genau wie für Online-Durchsuchungen.

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Auch die Linke kritisierte, die Regierungskoalition habe beim Thema Überwachung jedes Maß verloren. Die AfD-Fraktion warf der schwarz-roten Regierungskoalition Symbolpolitik vor. Mit der Novelle des Gesetzes werde sich nichts an der Gewaltkriminalität in Berlin ändern.

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