Hauseigentümer will mit Schlägertrupp Mieter in Neukölln loswerden: SEK greift ein

Berlin - Die Gentrifizierung hat auch ihre Schattenseiten, erst recht im umkämpften Berliner Wohnungsmarkt. Anwohner aus dem beliebten Neuköllner Reuterkiez erheben nun schwere Vorwürfe gegen einen Hauseigentümer.

Die Polizei zog das SEK hinzu.
Die Polizei zog das SEK hinzu.  © Morris Pudwell

Um ungeliebte Mieter aus der Wohnung zu drängen, schreckte dieser offenbar weder vor Gewalt noch vor Bedrohung zurück. In diesem Fall soll er sich Unterstützung von mehreren Männern geholt haben. Mindestens einer der Mieter sollte dadurch eingeschüchtert und zum Ausziehen bewogen werden.

Eine gängige Praxis, die immer mal wieder in Berlin vorkommen soll. Am Donnerstagabend verschärfte sich die Situation in der Karl-Marx-Straße 40 in Neukölln aber derart, dass das SEK vor der Tür stand.

Die Vorgeschichte: Schon am Mittwochabend eskalierte der Miet-Zoff. Nach TAG24-Information erstattete der Hauseigentümer den Mietern einen Besuch ab. Im Schlepptau mehrere Männer.

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Auf dem Gehweg kam es schließlich zu einer blutigen Auseinandersetzung. Der Hauseigentümer, der mit einem Messer bewaffnet war, soll einen Mann an der Hand verletzt haben. Weitere Männer sollen mit Schusswaffen hinter einem Auto bzw. auf der Straße gestanden haben.

Die Polizei rückte an, nahm den Hauseigentümer vorläufig fest, die bewaffneten Männer ergriffen jedoch die Flucht, kehrten aber nur einen Tag später zurück. Daraufhin erkannten die Mieter das Einschüchterungs-Duo vom Vortag und verständigten die Polizei. Sie sollen sich in einer Wohnung im dritten Stock aufgehalten haben.

Die Polizei führt einen der Männer ab.
Die Polizei führt einen der Männer ab.  © Morris Pudwell

Polizei entdeckt in Wohnung gefälschte Papiere

Eine Schusswaffe konnte die Polizei nicht entdecken.
Eine Schusswaffe konnte die Polizei nicht entdecken.  © Morris Pudwell

"Gegen 19.10 Uhr wurde ein Mann mit einer mutmaßlichen Schusswaffe gesehen", berichtete eine Polizeisprecherin TAG24 auf Nachfrage. Die Polizei entschloss sich schließlich dazu, das SEK hinzuziehen.

Die schwer bewaffneten Polizisten stürmten gegen 21.20 Uhr die Wohnung, überwältigten mehrere Personen. Festgenommen wurden aber nur die zwei wiedererkannten Männer. Sie wurden zur Vernehmung mitgenommen.

"In der Wohnung wurden drei Männer angefunden, ein 46-Jähriger, ein 41-Jähriger und 21-Jähriger. Eine Schusswaffe konnte nicht gefunden werden, dafür aber drei gefälschte Ausweise und ein gefälschter Führerschein", so die Sprecherin.

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Der Hintergrund: Der Streit zwischen den Mietern und Hauseigentümern soll schon länger andauern. Demnach bietet der Hauseigentümer bedürftigen Menschen - meist Personen ohne Aufenthaltsstatus - eine Unterkunft an. Dafür müssen diese eine Provision, sowie Kaution und Miete zahlen. Einen Mietvertrag erhielten sie jedoch nicht.

Nach drei Monaten werden die meisten Mieter wieder unsanft vor die Tür gesetzt, wie Anwohner berichten. Weigern sie sich, bleibt es offenbar aber nicht nur beim Telefonterror. Sie werden demnach bedroht und körperlich attackiert.

Titelfoto: Morris Pudwell

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