Wenn Forscher zu Firmenchefs werden: Start-up aus Sachsen auf der Überholspur

Chemnitz - Aus Forschern werden Firmenchefs: Der Freistaat Sachsen tut viel, um Ausgründungen aus dem Wissenschaftsbetrieb zu fördern. Der Maschinenbauer Oliver Georgi (38) hat den Schritt gewagt. Und zwar erfolgreich. Seine Produkte helfen nicht nur der Halbleiterindustrie, sie sind - kaum auf dem Markt - bereits preiswürdig.

Oliver Georgi (38) mit dem Preis "Fabrik des Jahres". Den sahnte seine Firma VibroCut in der Kategorie "Start-up des Jahres" ab.
Oliver Georgi (38) mit dem Preis "Fabrik des Jahres". Den sahnte seine Firma VibroCut in der Kategorie "Start-up des Jahres" ab.  © Uwe Meinhold

Den Start-up-Award 2024 im Wettbewerb "Fabrik des Jahres" heimste VibroCut in Ludwigsburg bei Stuttgart ein. Der Preis wird bereits seit über 30 Jahren in verschiedenen Kategorien auf dem gleichnamigen Kongress vergeben. Er gehört zu den bedeutendsten Wirtschaftspreisen Europas.

"Dort bewerben sich vor allem große, namhafte Firmen, wie Phillips oder BMW", sagt Georgi. Seine Firma kam auf Empfehlung in die Auswahl, über die dann das Publikum - Geschäftsführer und führende Vertreter der Industrie - auf dem Kongress abstimmten.

VibroCut stellt zwei Produkte für industrielle Werkzeugmaschinen her: "ViboCut ultrasonic" optimiert durch Ultraschall das Bohren und Schleifen. Durch den hochfrequenten Aufsatz können eigenen Angaben zufolge bis zu 56 Prozent der angewandten Kraft eingespart werden.

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"VibroCut oscillate" lässt beim Bohren den Span brechen und macht so kontinuierliches Drehen ohne Prozessstörungen möglich.

Konstrukteur Martin Schwarze (31) über die Schulter geblickt. Noch sind viele Bestellungen Einzelanfertigungen.
Konstrukteur Martin Schwarze (31) über die Schulter geblickt. Noch sind viele Bestellungen Einzelanfertigungen.  © Uwe Meinhold
Bisher stellt das Start-up zwei Aufsätze für Werkzeugmaschinen her. Sie kosten bis zu 40.000 Euro.
Bisher stellt das Start-up zwei Aufsätze für Werkzeugmaschinen her. Sie kosten bis zu 40.000 Euro.  © Uwe Meinhold

Neun Mitarbeiter und ein Umsatz von einer halben Million Euro

Hier setzt Anwendungstechniker Carlo Rüger (43) den Werkzeughalter in die Versuchsmaschine ein. Weil beim Fraunhofer IWU nicht immer alle Maschinen ausgebucht sind, kann VibroCut sie teilweise mitnutzen.
Hier setzt Anwendungstechniker Carlo Rüger (43) den Werkzeughalter in die Versuchsmaschine ein. Weil beim Fraunhofer IWU nicht immer alle Maschinen ausgebucht sind, kann VibroCut sie teilweise mitnutzen.  © Uwe Meinhold

Ein Schnäppchen sind beide Gadgets nicht. Sie kosten zwischen 10.000 und 40.000 Euro. Interessant sind sie für die Serienproduktion etwa in der Automotive-Branche oder der Halbleiterindustrie.

Angefangen hat alles beim Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU (Chemnitz). Georgi entwickelt und baut ab 2015 gemeinsam mit Martin Schwarze (31) und Carlo Rüger (43) Prototypen etwa für den renommierten Autozulieferer Schaeffler.

"Wir haben da einfach den Bedarf gespürt, die Produkte zu kommerzialisieren", erzählt Georgi. Gemeinsam wagen sie die Selbstständigkeit. Vor einem Jahr gelingt die Markteinführung.

Das Fraunhofer IWU in Chemnitz forscht an Robotern. Dort hat die Erfolgsgeschichte von VibroCut ihren Ausgang genommen.
Das Fraunhofer IWU in Chemnitz forscht an Robotern. Dort hat die Erfolgsgeschichte von VibroCut ihren Ausgang genommen.  © Uwe Meinhold

Heute beschäftigt VibroCut neun Mitarbeiter und macht einen Umsatz von einer halben Million Euro. Zielmarge beim Umsatz sind 5 Millionen Euro, sagt Georgi. Die Pläne für ein neues Produkt liegen auch schon in der Schublade.

Titelfoto: Uwe Meinhold (2)

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