Zwischenzeugnis für Chemnitz: Das sagt die EU zu den Kulturhauptstadt-Vorbereitungen

Chemnitz - Wie wird aus Chemnitz eine Kulturhauptstadt? Nach einer Präsentation des Arbeitsstandes Ende Mai stellten Experten der Europäischen Union der Stadt jetzt ein Zwischenzeugnis aus. Darin erkennen sie Fortschritte an, geben aber auch Hausaufgaben in sechs verbesserungswürdigen Punkten.

Geschäftsführerin Andrea Pier und Oberbürgermeister Sven Schulze präsentieren den aktuellen Arbeitsstand für die Kulturhauptstadt 2025.
Geschäftsführerin Andrea Pier und Oberbürgermeister Sven Schulze präsentieren den aktuellen Arbeitsstand für die Kulturhauptstadt 2025.  © Uwe Meinhold

So kritisiert auch das EU-Gremium die Kommunikation und empfiehlt ein "sorgfältigeres Erwartungsmanagement bei allen beteiligten Interessengruppen und Zielgruppen". Außerdem sollen "hohe Ambitionen aus der Bewerbung aufrechterhalten" und die europäische Dimension gestärkt werden.

Besonderes Augenmerk wird für das Projektmanagement angemahnt. Außerdem empfehlen die Experten einen Blick auf das, was von der Kulturhauptstadt nach 2025 bleibt: "Es besteht die Notwendigkeit, die Entwicklung und Erforschung des Erbes von Chemnitz2025 fortzusetzen."

Die Geschäftsführerin der Kulturhauptstadt GmbH, Andrea Pier (53), kündigte am heutigen Mittwoch an, dass der Koordinierungsstab personell verstärkt wird, außerdem soll es ein Botschafterprogramm und einen engere Zusammenarbeit mit Polen, Tschechien sowie den Chemnitzer Partnerstädten geben.

Oberbürgermeister Sven Schulze (51, SPD) sieht den größten Handlungsbedarf bei der Kommunikation und einer Neuausrichtung des Konzepts "Stille Mitte": "Das Label hat nicht so richtig gewirkt. Das ist ein negativer Begriff, mit dem sich niemand identifizieren will."

Kommentar: EU-Ohrfeige für Chemnitz

Von Bernd Rippert

Eine schallende Ohrfeige für Chemnitz - so nenne ich den Bericht der Experten der Europäischen Kommission zu den Fortschritten und Mängeln im Kulturhauptstadt-Prozess. Sie ist zwar in diplomatische Floskeln verpackt, doch die Kernaussage ist klar: Chemnitz, mach Deine Arbeit.

Auch wenn die Stadtspitze und die Führung der Kulturhauptstadt-GmbH versuchen, die Kritik wegzulächeln und als Lob für Fortschritte zu verkaufen, bleiben harte Vorwürfe im Raum. Am schlimmsten ist die Kritik an der GmbH-Führung. Die EU vermisst ein strukturiertes Management und ein Controlling. Die Experten empfehlen sogar eine Schulung für die Kulturhauptstadt-Macher. 18 Monate vor dem Start!

Die Experten kritisieren ferner, dass die Stadt seit dem Zuschlag bei ihren Bemühungen nachgelassen, sich mehr auf die Umsetzung konzentriert habe. "Das Gremium ... besteht darauf, dass hohe Ambitionen aufrechterhalten werden." Die Kritiker vermissen zudem "eine effektive Kommunikation".

Alles Kritikpunkte, die die TAG24 schon mehrmals thematisiert hatte. Ohne Kursänderungen im Rathaus. Jetzt folgt das Donnerwetter der EU. Mal sehen, ob das wirkt.

Titelfoto: Uwe Meinhold

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