Corona-Sommerwelle in Chemnitz: Ordnungsamt verstärkt Kontrollen in Bus und Bahn

Chemnitz - Corona auf dem Vormarsch: Die Inzidenz ist mit 534,8 um ein Vielfaches höher als im Juli 2021, die Dunkelziffer vermutlich weitaus größer. Woher kommt die Chemnitzer Sommerwelle?

In den Öffentlichen gilt sie noch, die Maskenpflicht. Ansonsten sieht es mit Infektionsschutzmaßnahmen mau aus. Und das trotz bedenklicher Inzidenz.
In den Öffentlichen gilt sie noch, die Maskenpflicht. Ansonsten sieht es mit Infektionsschutzmaßnahmen mau aus. Und das trotz bedenklicher Inzidenz.  © Maik Börner

"Die Wocheninzidenz ist hoch und dürfte weiter ansteigen", erklärt Dr. Thomas Grünewald (58), Leiter der Klinik für Infektions- und Tropenmedizin.

"Da in Sachsen die Testrate vergleichsweise niedrig ist, zugleich aber eine hohe Zahl von Tests positiv ausfällt, ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Inzidenz noch höher ist", so der Corona-Experte, gleichzeitig Vorsitzender der Sächsischen Impfkommission.

Zum Vergleich: Am 21. Juli 2021 lag die Inzidenz im Stadtgebiet bei 0,8. Damals war seit einer Woche kein neuer Fall mehr gemeldet worden. Warum ist das jetzt ganz anders?

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Thomas Grünewald: "Grund für diese hohen Zahlen trotz sommerlichen Wetters ist die derzeit vorrangig zirkulierende Omikron-Variante BA.5." Sie sei die bislang ansteckendste Variante, was vor allem mit ihrer Fähigkeit zur "Immunflucht" zu tun habe.

Dr. Thomas Grünewald (58), Leiter der Klinik für Infektions- und Tropenmedizin.
Dr. Thomas Grünewald (58), Leiter der Klinik für Infektions- und Tropenmedizin.  © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
Ein CVAG-Mitarbeiter hält Ausschau nach Maskenmuffeln.
Ein CVAG-Mitarbeiter hält Ausschau nach Maskenmuffeln.  © Kristin Schmidt

Potenzieller Infektionsherd bleibt der ÖPNV

Solche Schilder sind derzeit nur an Bussen und Bahnen zu finden.
Solche Schilder sind derzeit nur an Bussen und Bahnen zu finden.  © Kristin Schmidt

Kommunale Gegenmaßnahmen gibt es vonseiten des Rathauses derzeit kaum, dort wartet man ungeduldig auf Vorgaben aus Dresden. Eine Aufstockung der 30 Mitarbeiter im Pandemie-Management sei laut einer Sprecherin derzeit nicht vorgesehen.

Großveranstaltungen wie der Brauereimarkt werden ohne Schutzvorkehrungen durchgeführt - wieder mit Blick auf die Landesregierung.

Ein potenzieller Infektionsherd ist hingegen stärker in den Fokus des Rathauses gerückt: "Aufgrund der steigenden Corona-Inzidenz haben wir die Kontrolle der Maskenpflicht im ÖPNV seit Juni intensiviert", erklärte Ordnungsbürgermeister Miko Runkel (61, parteilos).

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Bei ganzen 1000 Einzelkontrollen mussten lediglich 34 mündliche Verwarnungen ausgesprochen und 17 Ordnungswidrigkeiten angezeigt werden.

Der Parksommer hat wohl keine Corona-Auflagen zu befürchten.
Der Parksommer hat wohl keine Corona-Auflagen zu befürchten.  © Kristin Schmidt

"Mhm?" statt "Aha!"

Kommentar von Gabriel Schwab

Redakteur Gabriel Schwab (29).
Redakteur Gabriel Schwab (29).  © Kristin Schmidt

Wenn die "Aha!"-Maßnahmen (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske) ausgesetzt sind, sollte bei Bürgern der "Mhm?"-Effekt eintreten: Mitbürger schützen, Handeln mit Verantwortung, Maske tragen (bitte, bitte die Maske tragen).

Mit der Pandemie geht es jetzt erst wieder so richtig los. Anders als im Juli 2021, als das Virus kaum noch eine Rolle zu spielen schien - damals betrug die Wocheninzidenz gerade einmal 0,8 Infektionen pro 100.000 Einwohner.

Heute? Gelten zwar ähnliche Freiheiten wie vergangenes Jahr - allerdings bei einer Inzidenz, die um ein Hundertfaches größer ist. Das liegt vor allem daran, dass keine Regierungsebene so richtig Handlungsbedarf zu sehen scheint. Das Rathaus schiebt den Schwarzen Peter der Landesregierung zu - in Chemnitz derzeit in Mode.

Eines sei jedoch gesagt: Obwohl die Pandemie dieses Jahr schon vor den Hundstagen wie das Murmeltier grüßt, bedeutet das trotzdem nicht, dass nun wieder alles für die Katz ist. Der Schutz vor schweren Verläufen ist weitaus größer. Die Variante BA.5 ist zwar hochinfektiös, aber längst nicht so gefährlich wie einige ihrer Vorgängerinnen.

Und auch wir haben in mehr als zwei Jahren Pandemie dazugelernt. Vor allem, dass es keine Anordnung der "Aha!"-Regeln braucht, damit bei Bürgern der "Mhm?"-Effekt eintritt.

Titelfoto: Kristin Schmidt/123rf/drmicrobe

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