Als Erinnerung an den Nazi-Frevel: Chemnitzer lesen aus "verbrannten" Büchern

Chemnitz - Am Dienstag findet in Chemnitz ein ungewöhnlicher Lesemarathon statt. Von Sonnenaufgang (5.27 Uhr) bis Sonnenuntergang (20.43 Uhr) wird an elf Orten vorgelesen - und zugehört. Gelesen wird vor allem aus Büchern, die am 10. Mai 1933 durch die Nazis in Berlin und verschiedenen Uni-Standorten verbrannt wurden.

Mitinitiator Daniel Dost erwartet kommenden Dienstag mindestens 70 Vorleser.
Mitinitiator Daniel Dost erwartet kommenden Dienstag mindestens 70 Vorleser.  © Kristin Schmidt

"Die Bücherverbrennung war einer der finstersten Tage", sagt Alexander Ochs, Ideengeber und Kurator des "Purple Path" der Kulturhauptstadt 2025.

Das Anzünden von unliebsamer und ideologieferner Literatur und Schriften war Höhepunkt der sogenannten "Aktion wider den undeutschen Geist".

Fast 90 Jahre später stehen diese zerstörten Werke, darunter internationale in verschiedenen Sprachen, im Mittelpunkt. "Wir wollen damit das Prinzip umkehren", so Ochs.

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Gestartet wird Punkt 5.27 Uhr im Kulturhauptstadtbüro in der Schmidtbank-Passage. Danach reiht sich Lesung an Lesung, unter anderem mit bekannten Stadtpersönlichkeiten. "Es ist Teil des Konzepts, dass es kein richtiges Programm gibt", so Mitinitiator Daniel Dost.

Man wolle Besucher mit auf eine Reise nehmen und durch Chemnitz flanieren. Stationen sind unter anderem das Tietz, die St. Jakobi-Kirche, das El Mina Bistro, der Hauptbahnhof. "19.15 Uhr, zum Abschluss, liest OB Sven Schulze im Kulturhauptstadtbüro."

Alle Infos zu dem Lesemarathon findet ihr unter: www.chemnitz2025.de/chemnitzliest

Der Chemnitzer Lesetag führt auf die Bücherverbrennung der Nazis am 10. Mai 1933 zurück.
Der Chemnitzer Lesetag führt auf die Bücherverbrennung der Nazis am 10. Mai 1933 zurück.  © picture alliance/dpa

Erinnerung an den Todeszug

Kulturbürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky (63, parteilos) begleitet die Erinnerungsaktion.
Kulturbürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky (63, parteilos) begleitet die Erinnerungsaktion.  © Kristin Schmidt

Mit Sprühkreide soll kommenden Dienstag an die jüdischen Menschen des Deportationszuges von Chemnitz in das Ghetto Bełżyce erinnert werden.

Kulturbürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky (63, parteilos) und "Die Buntmacher/innen" sprühen und verlesen die Namen der 134 Deportierten auf den Fußweg zwischen dem Böttcher-Bau der TU Chemnitz und dem Hauptbahnhof.

Der Uni-Innenhof war am 10. Mai 1942 Sammelpunkt für die Deportation. Seit 1988 erinnert ein Gedenkstein an die zwischen 1942 bis 1945 durchgeführten zehn Transporte mit jüdischen Frauen, Männern und Kindern in faschistische Vernichtungslager.

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Die Erinnerungsaktion beginnt 15.30 Uhr im Innenhof des Böttcher-Baus (Straße der Nationen 62).

Titelfoto: picture alliance/dpa/Kristin Schmidt

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