Hocker für rund 400 Euro: Sächsischer Design-Klassiker kehrt zurück

Chemnitz - Ein Stück sächsisches Kulturgut steht vor seiner Wiederbelebung: Alide (37) und Dieter Amick (35) stießen auf einem Flohmarkt in München auf einen antiken Rowac-Hocker aus Chemnitz.

Alide (37) und Dieter Amick (35) stellen zwei Prototypen der neuen Rowac-Hocker diese Woche im Chemnitzer Möbelhaus Smow in der Barbarossastraße 39 vor.
Alide (37) und Dieter Amick (35) stellen zwei Prototypen der neuen Rowac-Hocker diese Woche im Chemnitzer Möbelhaus Smow in der Barbarossastraße 39 vor.  © Sven Gleisberg

Die Augenoptikermeisterin und der Designer waren so fasziniert von dem Sitzmöbel, dass sie die Markenrechte erwarben, nach Sachsen umzogen und regionale Handwerksfirmen für eine Wiederauflage des Design-Klassikers gewannen.

"Die harmonische Ästhetik des Schemels ist mit viel Aufwand und äußerst durchdacht gestaltet. Das hat mich sofort angefixt. Wir suchten eigentlich mehrere Hocker für unsere Küche. So entstand die Idee, sie neu herzustellen", erzählt Dieter Amick.

Ihren Ursprung haben Rowac-Hocker in Altchemnitz, wo sie der Eisenwarenfabrikant Robert Wagner ab 1908 produzierte und weiter entwickelte. Sie gelten als erste industriell hergestellte Stahlschemel.

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Die funktionellen Sitzgelegenheiten standen in den Werkstätten des Bauhauses Dessau sowie zu Tausenden in Fabrikhallen und Arbeitsräumen, wo sie nahezu unverwüstlich Jahrzehnte überdauerten.

Produktion von Rowac-Hockern soll im November starten

Im Gestell wird das Rowac-Logo wie beim historischen Vorbild eingeprägt.
Im Gestell wird das Rowac-Logo wie beim historischen Vorbild eingeprägt.  © Sven Gleisberg
Azubi Sally Fiedler (16) schleift in der Drechslerei Schaarschmidt in Crottendorf eine Sitzfläche für einen Rowac-Musterschemel.
Azubi Sally Fiedler (16) schleift in der Drechslerei Schaarschmidt in Crottendorf eine Sitzfläche für einen Rowac-Musterschemel.  © Uwe Meinhold
In dieser Fabrik in der Annaberger Straße 282 wurden die Rowac-Hocker hergestellt.
In dieser Fabrik in der Annaberger Straße 282 wurden die Rowac-Hocker hergestellt.  © Urenkel Kurt Wagner

Alide und Dieter Amick fanden Handwerker, die Rowac-Hocker nach historischem Vorbild fertigen können.

"Uns war wichtig, dass die Schemel wieder in der Region Chemnitz gebaut werden", so Alide Amick. "Dafür braucht es etwa ein Dutzend spezieller Präge- und Stanzwerkzeuge, die zunächst hergestellt werden müssen. Um das zu finanzieren, läuft bei der Plattform 'Kickstarter' aktuell ein Crowdfunding, bei dem Hocker zum Vorzugspreis vorbestellt werden können."

Die Produktion der neuen Rowacs soll im November starten. Die Schemel werden rund 400 Euro kosten - ähnlich wie die antiken Sammlerstücke. Mehr unter: www.rowac.com

Titelfoto: Sven Gleisberg

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