"Rebel Art": Die Könige der Chemnitzer Graffiti

Chemnitz - Wie die Zeit vergeht: Seit 20 Jahren bemalt die Kreativagentur "Rebel Art" Fassaden in Chemnitz. Chef Guido Günther (42) ist sogar noch länger mit Pinsel und Spraydose unterwegs: "Vor 25 Jahren bin ich als Graffitisprayer quasi in die Legalität gerutscht."

Guido Günther (42) und seine Spraydosen: Seit 20 Jahren gestaltet er Fassaden unter dem Namen "Rebel Art".
Guido Günther (42) und seine Spraydosen: Seit 20 Jahren gestaltet er Fassaden unter dem Namen "Rebel Art".  © Kristin Schmidt

Mit gut 20 festen und freien Künstlern kann die Agentur am Brühl jeden Fassadenwunsch erfüllen: Fotorealismus, Comic, Menschen, Tiere. Auf der Website gibt es die Grundierung: "Wir rebellieren gegen Betongrau, RAL-grau, Kopfgrau! Wir wollen Faszination, Fantasie, Aufregung, Vielfältigkeit und Freiheit."

In den vergangenen Jahren haben die Chemnitzer Hunderte Objekte umgesetzt. Ob Hauswand mit Vorhang und Pinwand an der Gustav-Freytag-Straße, den Kaffee schlürfenden Riesenaffen an der Limbacher Straße oder die Fotografie des Gasthofs "Bornaer Schmiede" - "fast alles, was bunt ist in der Stadt, ist von uns", sagt Künstler Mario Hofmann (30).

Das gilt auch für unzählige Trafohäuschen in der Region. Hemden für die Firma Germens haben die Künstler ebenfalls gestaltet.

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Am Hochhaus am Brühl schufen die Rebellen das größte zusammenhängende Graffito in Ostdeutschland - auf 8000 Quadratmetern. Inzwischen sind die Chemnitzer auch in der Ferne aktiv, erledigen Aufträge im gesamten Bundesgebiet. Markus Esche verschönerte sogar eine Wand in Kirgisien. Der bekannte Künstler Tasso arbeitet ebenfalls gerne mit "Rebel Art" zusammen.

Sensationell die Preßnitztalbahn, die in Jöhstadt aus einer Hauswand herausschießt. Lustig das Kind, das durch ein offenes Fenster in eine Turnhalle am Sonnenberg klettert. "Ideen haben wir immer", sagt Guido Günther. "Man muss uns nur fragen."

Süße Rebel-Art-Hommage an "King Kong" auf einer Fassade in der Fritz-Matschke-Straße.
Süße Rebel-Art-Hommage an "King Kong" auf einer Fassade in der Fritz-Matschke-Straße.  © Sven Gleisberg
Die Pinwand am Giebel Gustav-Freytag-/Annaberger Straße.
Die Pinwand am Giebel Gustav-Freytag-/Annaberger Straße.  © Sven Gleisberg
"Rebel Art" bei der Arbeit an der Pinnwand-Fassade..
"Rebel Art" bei der Arbeit an der Pinnwand-Fassade..  © Sven Gleisberg
Das Hochhaus am Brühl gilt als das größte zusammenhängende Graffito Ostdeutschlands.
Das Hochhaus am Brühl gilt als das größte zusammenhängende Graffito Ostdeutschlands.  © Maik Börner

Der bunte Brühl im Rückspiegel

Das Brühl-Spiegelbild am Edeka-Markt am Brühl ist ein echter Hingucker: Auch Marktleiter Paul Fuchs (26, l.), Hanka Kliese (42) und Guido Günther (42) sind begeistert.
Das Brühl-Spiegelbild am Edeka-Markt am Brühl ist ein echter Hingucker: Auch Marktleiter Paul Fuchs (26, l.), Hanka Kliese (42) und Guido Günther (42) sind begeistert.  © Kristin Schmidt

Chemnitz hat Tausende Graffiti, legale und illegale. Aber das nach Meinung vieler vielleicht schönste Bild prangt an der Edeka-Fassade vor dem Brühl. Ein fotorealistischer Blick in einen Rückspiegel.

"Das war ein Edeka-Auftrag und eine Teamarbeit von uns", sagt Guido Günther (42) von der Agentur "Rebel Art". Sogar Briefkästen "spiegeln" sich in dem Spraybild. Drumherum tanzen lustige Figuren wie Herr Baguette und Frau Käse. "Ein schöner Anblick, der auch an grauen Tagen gute Laune macht", sagt Brühl-Aktivistin Hanka Kliese (42, SPD). "Das fröhliche Bild steht für das Miteinander der Generationen."

Begeistert ist ebenso der Edeka-Marktleiter Paul Fuchs (26): "Ein einzigartiges Bild in Chemnitz, das auch mehr Kunden vom Brühl anlockt. Damit sind wir Teil der kunterbunten Multikulti-Welt auf dem Kiez."

Titelfoto: Kristin Schmidt, Sven Gleisberg

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