Hängepartie um Schauspielhaus-Sanierung in Chemnitz: "Brauchen dringend eine Entscheidung!"
Chemnitz - Die jahrelange Hängepartie um die Sanierung des Schauspielhauses in Chemnitz drückt im Theater zunehmend auf die Stimmung. Nun macht der Generalintendant Christoph Dittrich (59) öffentlich Druck: "Wir brauchen dringend eine Entscheidung!"

Als sich der Vorhang am Park der OdF im März 2022 schloss, war der Plan klar: Für 16 Millionen Euro sollte das Haus bis spätestens Juni 2026 saniert werden, wenn Chemnitz Gastgeber des internationalen Festivals "Theater der Welt" sein wird.
Daraus wird definitiv nichts. Die Arbeiten haben noch nicht einmal begonnen, die geschätzten Kosten sind auf 34 Millionen Euro explodiert. Wer das zahlen soll? Bis heute völlig unklar.
"Am meisten frustriert die Perspektivlosigkeit und das Schweigen der Verantwortlichen", sagt Schauspieldirektor Carsten Knödler (58). Die eingeschränkten Möglichkeiten in der Interimsstätte Spinnbau (Altchemnitzer Straße) drücken auf die Stimmung im Ensemble, das "echte Theater" werde schmerzlich vermisst.
"Das macht einen traurig. Aber das dürfen wir nicht mit in unsere Arbeit nehmen."
Schauspiel-Chef: "Wir spüren auch bei Vorsprechen eine gewisse Distanz"

Zudem werde es unter diesen Bedingungen zunehmend schwieriger, Talente von Chemnitz zu überzeugen, mahnt der Schauspiel-Chef: "Wir spüren auch bei Vorsprechen eine gewisse Distanz."
Generalintendant Dittrich sieht nun "die Verantwortlichen in Stadt, Land und Bund in der Pflicht", möglichst bald zu entscheiden, wie es mit der Immobilie weitergeht.
"Liegen lassen darf man das auf gar keinen Fall."
Ob die geplanten Infrastruktur-Milliarden vom Bund auch das Chemnitzer Schauspielhaus retten könnten? Dittrich schmunzelt: "Das ist natürlich ein sehr naheliegender Gedanke. Aber da gibt es auch andere Dinge als marode Kulturhäuser."

Kulturhauptstadt-Effekt: Mehr Besucher und viele Höhepunkte

Konkrete Zahlen gibt es noch nicht, aber der Kulturhauptstadt-Effekt ist in den fünf Sparten der Theater Chemnitz deutlich zu spüren.
Mehr überregionale Ticket-Anfragen, mehr Reisegruppen und eine enorme Nachfrage nach englischsprachigen Publikationen zählt Generalintendant Christoph Dittrich (59) auf: "Ich gehe davon aus, dass das gerade erst begonnen hat."
Welche Höhepunkte für die Spielzeit 2025/26 geplant sind, stellten die Spartenchefs am Mittwoch vor.
Die Bandbreite reicht von großer Oper wie Mozarts "Don Giovanni" (Premiere 30. Januar 2026) über moderne Schauspielklassiker wie "Moby Dick" (ab 27. September) und "Die Katze auf dem heißen Blechdach" (ab 1. November) bis zu musikalischen Experimenten der Schumann-Philharmonie mit elektronischer Tanzmusik (2. April 2026, Stadthalle) und Chemnitzer Hip-Hoppern (22. November, "Vivaldi Beats" im AJZ). "Da ist wirklich viel los", sagt Generalintendant Dittrich voller Vorfreude.
Der Vorverkauf für Aufführungen in der neuen Spielzeit hat begonnen. Das komplette Programm findet Ihr ab sofort unter: www.theater-chemnitz.de/spielplan.
Titelfoto: Bildmontage: Sven Gleisberg, Kristin Schmidt