Alarm! So teuer war das Essen in Chemnitzer Schulen und Kitas noch nie

Chemnitz - Gestiegene Energiekosten, Pandemie-Auswirkungen, heftige Inflation, der Ukraine-Krieg sowie Mindestlohn-Anhebungen sorgen derzeit für explodierende Lebensmittelpreise - auch in Chemnitz. Vor allem Caterern macht diese Dynamik Sorgen: Denn Mahlzeiten für Schüler und Kita-Knirpse müssen sie für einen längeren Zeitraum zu festen Preisen anbieten.

Torsten Weiße-Köhler (48) ist Mitgeschäftsführer von "Monk Catering". Ihn frustriert die derzeitige Situation.
Torsten Weiße-Köhler (48) ist Mitgeschäftsführer von "Monk Catering". Ihn frustriert die derzeitige Situation.  © Sven Gleisberg

"Wir stehen vor der Entscheidung: Die Qualität des Essens senken oder die zusätzlichen Kosten an Kinder und deren Eltern weitergeben", schrieb Ralf Blauert (56) bereits Mitte April in einem Brandbrief.

Blauert ist 1. Vorsitzender des "Verbandes Deutscher Schul- und Kitacaterer" (VDSKC). Die Dienstleister sind zudem von Aufschlägen ihrer Zulieferer betroffen.

Doch "just-in-time"-Lieferzeiten sind vorbei. "Wir kriegen zwar noch alle Zutaten, versuchen aber, mindestens ein bis zwei Tage im Voraus zu bestellen", sagt Torsten Weiße-Köhler (48), Mitgeschäftsführer von "Monk Catering" (Franz-Mehring-Strasse 22), die neben Chemnitzer Schulen auch Festivals versorgen.

Chemnitz: Chemnitz: So fand ein gehörloser Ukrainer seinen neuen Job
Chemnitz Lokal Chemnitz: So fand ein gehörloser Ukrainer seinen neuen Job

"Dadurch können wir noch kompensieren. Aber wenn beispielsweise von einem Kinder-Mittagessen inklusive Suppe von 3,95 Euro nur knapp 20 Cent oder 5 Prozent Gewinn übrig bleiben, frisst diesen die Inflation wieder auf", ärgert sich Weiße-Köhler.

Ein neuer Frustpunkt: Durch die längerfristige Zutaten-Bestellung müssen Caterer oft ihr Lager erweitern und sich Kühlanlagen, die mit teurer gewordener Energie betrieben werden, leisten.

Sieht lecker aus, aber: Welche Eltern können sich in Zukunft noch Mittagessen für ihre Kinder in Kitas und Schulen leisten?
Sieht lecker aus, aber: Welche Eltern können sich in Zukunft noch Mittagessen für ihre Kinder in Kitas und Schulen leisten?  © Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa
Beim inklusiven Unternehmen "CoWerk" kümmern sich rund 200 Mitarbeiter um die Zubereitung und Auslieferung der bestellten Kindermahlzeiten.
Beim inklusiven Unternehmen "CoWerk" kümmern sich rund 200 Mitarbeiter um die Zubereitung und Auslieferung der bestellten Kindermahlzeiten.  © SFZ CoWerk Chemnitz/PR

Chemnitzer Caterer suchen bei Politik und Stadtverwaltung nach einem offenen Ohr

Dirk Glowka (55) ist "CoWerk"-Geschäftsführer und Sprecher der Caterer-AG.
Dirk Glowka (55) ist "CoWerk"-Geschäftsführer und Sprecher der Caterer-AG.  © Maik Börner

Bereits vor zwei Jahren gründeten fünf Chemnitzer Schul- und Kita-Versorger wegen der Pandemie-Auswirkungen die "Arbeitsgruppe Chemnitzer Caterer".

Neben "Monk Catering" ist auch "CoWerk" (Flemmingstraße 8c) dabei. 200 Mitarbeiter kümmern sich hier um Kindermahlzeiten.

Chef Dirk Glowka (55) ist AG-Sprecher. Und frustriert: "Ohne wirklichen Erfolg haben wir mehrfach versucht, unsere Themen sowie Lösungsvorschläge an Politik und Stadtverwaltung zu transportieren. Auch die Bereitschaft, gemeinsam alternative Lösungsansätze zu finden."

Chemnitz: Drei Meter höher! Neuer Besitzer will Chemnitzer Adelsbergturm ausbauen
Chemnitz Lokal Drei Meter höher! Neuer Besitzer will Chemnitzer Adelsbergturm ausbauen

In den städtischen Kitas fand die letzte Preiserhöhung (0,10 bis 0,30 Cent für Mittagessen) im März statt, die städtischen Schulen traf es am Jahresanfang (0,05 bis 0,12 Euro).

"Grund war die Erhöhung des Mindestlohnes. Weitere Steigerungen sind mit dessen kommenden Anhebungen, 1. Juli sowie geplant für den 1. Oktober, angezeigt und zu erwarten", schildert eine Rathaussprecherin.

Torsten Weiße-Köhler (48) zeigt gelagerte Mahlzeit-Rohstoffe. Viele Zutaten sind nicht nur teurer geworden, sondern müssen wegen der neuen Bestell- und Lieferungsrealität durchaus länger gelagert werden.
Torsten Weiße-Köhler (48) zeigt gelagerte Mahlzeit-Rohstoffe. Viele Zutaten sind nicht nur teurer geworden, sondern müssen wegen der neuen Bestell- und Lieferungsrealität durchaus länger gelagert werden.  © Sven Gleisberg
Zufriedene Kinder: So sollte es bei der Essensausgabe in Schulen, Horten und Kitas aussehen.
Zufriedene Kinder: So sollte es bei der Essensausgabe in Schulen, Horten und Kitas aussehen.  © Marius Becker/dpa-Bildfunk/dpa

Ein Kita-Mittagessen kostet derzeit im Schnitt 3,30 Euro, in den Schulen 3,60 bis 3,95 Euro. Einkommensschwachen Eltern hilft das Bildungspaket (BuT).

Titelfoto: Marius Becker/dpa-Bildfunk/dpa

Mehr zum Thema Chemnitz Lokal: