Alarmstufe Rot: Chemnitz schiebt Brandschutz weiter auf

Chemnitz - Ist Chemnitz für Ernstfälle gut gerüstet? Seit Jahren verspricht die Stadt einen neuen "Brandschutzbedarfsplan" - der letzte stammt aus dem Jahr 2015. Nach einstimmigem Auftrag des Stadtrates aus dem Frühjahr 2025 muss das Rathaus noch vor Weihnachten liefern. Doch bis wirklich mehr Sicherheit herrscht, könnte es noch dauern.

Im Sommer brannte es in einem Abrisshaus auf dem Sonnenberg.
Im Sommer brannte es in einem Abrisshaus auf dem Sonnenberg.  © Jan Härtel

Der Plan soll unter anderem zeigen, wo es in Chemnitz brennt - strukturell.

Welche Fahrzeuge fehlen? Welche Feuerwachen sind marode? Wo braucht es Personal oder Technik?

Eine konkrete Investitionsliste mit Kosten, Prioritäten und nötigen Maßnahmen gibt es nicht und wird es auch so schnell nicht geben.

In der Rettungsleitstelle laufen die Notrufe für Chemnitz, das Erzgebirge und Mittelsachsen ein: hier Chef Sven Reuter (47) und Disponentin Isabelle Rieger (29).
In der Rettungsleitstelle laufen die Notrufe für Chemnitz, das Erzgebirge und Mittelsachsen ein: hier Chef Sven Reuter (47) und Disponentin Isabelle Rieger (29).  © Maik Börner

Konkretes kommt erst im Haushalt 2027/28

Wie hier auf der Blücherstraße muss die Feuerwehr vor allem im Frühjahr und Herbst umgestürzte Bäume beseitigen.
Wie hier auf der Blücherstraße muss die Feuerwehr vor allem im Frühjahr und Herbst umgestürzte Bäume beseitigen.  © Jan Härtel

Laut Ordnungsbürgermeister Knut Kunze (56, parteilos) ist das zu aufwendig: "Die Auflistung wird aufgrund des Zeitfaktors, der Detailtiefe und der sich möglicherweise ändernden Prioritäten für die Haushaltsplanungen der folgenden Jahre erarbeitet."

Heißt: Erst im Haushalt 2027/2028 kommt Konkretes.

Dabei ist es keine Kür, sondern Pflicht: Laut Gesetz muss jede Kommune regelmäßig ihre Gefahrenabwehr überprüfen und anpassen.

Einsätze wie die Evakuierung bei der Bombenentschärfung im Frühjahr an der Chemnitzer Eigenhufe zeigen die Bedeutung eines Bedarfsplans: hier die Feuerwehrleute Dominic (27) und Nele Schwarzenberg (20).
Einsätze wie die Evakuierung bei der Bombenentschärfung im Frühjahr an der Chemnitzer Eigenhufe zeigen die Bedeutung eines Bedarfsplans: hier die Feuerwehrleute Dominic (27) und Nele Schwarzenberg (20).  © Uwe Meinhold

Schaper: "Der Plan ist nicht verhandelbar"

Unwetter und überlaufende Gullys wie hier auf der Zwickauer Straße bescheren den Kameraden zunehmend mehr Einsätze.
Unwetter und überlaufende Gullys wie hier auf der Zwickauer Straße bescheren den Kameraden zunehmend mehr Einsätze.  © Harry Härtel

Dass die Stadtverwaltung bislang eher schleichend agiert, sorgt für Kopfschütteln.

Linken-Fraktions-Chefin Susanne Schaper (47) macht ihrem Ärger Luft: "Der Plan ist aus meiner Sicht nicht verhandelbar. Er ist elementar für die Sicherheit der Bevölkerung. Die Verwaltung muss endlich liefern."

Bereits im März hatten CDU/FDP, Linke und SPD mit ihrem gemeinsamen Antrag Druck gemacht. Aktuelle Herausforderungen wie Klimafolgen, Flächenbrände, Unwetterlagen und neue Gefahrenlagen erforderten längst ein modernes, klar strukturiertes Konzept.

Laubenbrände wie hier an der Frankenberger Straße gehören für die Feuerwehr zum Tagesgeschäft.
Laubenbrände wie hier an der Frankenberger Straße gehören für die Feuerwehr zum Tagesgeschäft.  © Harry Härtel

"Nicht dass uns irgendwann die Realität einholt", mahnt Schaper und kündigt an, die Fortschreibung eng zu begleiten - und notfalls nachzubohren.

Titelfoto: Bildmontage: Jan Härtel, Maik Börner

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