Chemnitz - Beinahe wäre es in Vergessenheit geraten, nun wurde es am Freitag feierlich neu eingeweiht: Das historische Grabmal von Bernhard Dietzel (†1910) auf dem städtischen Friedhof in Chemnitz ist nach einer aufwendigen Restaurierung wiederhergestellt. Damit findet ein langer Weg ein positives Ende.
"2018 war von der Grabstätte kaum noch etwas zu erkennen. Sie lag überwuchert von Efeu wie im Dornröschenschlaf. Ein trauriger Anblick", erinnert sich Mike Hähle (53) von der Arbeitsgruppe Städtischer Friedhof des Chemnitzer Geschichtsvereins, die sich dem Erhalt alter Grabstätten widmet.
Wer waren die Dietzels? Theodor Dietzel (†1907) betrieb eine der größten Ziegeleien auf dem Sonnenberg in der heutigen Hofer Straße. Ziegel seines Unternehmens wurden unter anderem beim Bau des Humboldt-Gymnasiums und der Markuskirche verwendet.
Nach seinem Tod übernahm Sohn Bernhard das Geschäft. Nach dessen Tod im Jahr 1910 ließ die Familie ein prunkvolles Grabmal errichten, das 1911 fertiggestellt wurde.
Doch die Zeit forderte ihren Tribut: Am 5. März 1945 wurde das Grab bei einem Bombenangriff schwer beschädigt. In den Folgejahren verfiel das Bauwerk zusehends und musste 1998 wegen fehlender Standsicherheit abgetragen werden.
Digitale 3-D-Rekonstruktion unterstützt originalgetreuen Wiederaufbau
2018 stellte Mike Hähle einen Antrag bei der Friedhofsverwaltung, das Areal freizulegen. Mit Erfolg: "Zunächst wollten wir feststellen, ob ein Wiederaufbau überhaupt machbar ist", erklärt er.
Gemeinsam mit den Mitgliedern der AG wurde die Grabstelle gesichert und gepflegt. Parallel begann Hähle mit Recherchen zur Familiengeschichte. 2023 konnten schließlich auch Stadträte für das Projekt gewonnen werden.
Ein Stadtratsbeschluss 2024 machte die Bereitstellung von 45.000 Euro möglich. Die Restaurierung gestaltete sich als Herausforderung: "Steine mussten neu verklebt, Risse aufwändig ausgebessert werden", so Hähle.
Mithilfe einer digitalen 3-D-Rekonstruktion konnte das Grabmal originalgetreu wieder aufgebaut werden. Im Dezember 2024 wurden die Arbeiten abgeschlossen.
Auch Christine Lippmann (81), Enkelin von Bernhard Dietzel, zeigt sich gerührt: "Früher war es nur ein Steinhaufen. Jetzt hat das Grab seine Würde zurückerhalten."