Ausgrabungen in Chemnitz: "An den Funden sieht man, was hier eigentlich los war"

Chemnitz - Einer der Funde ist mindestens 400 Jahre alt! Auf der Baustelle nahe der Augustusburger (Ecke Theresienstraße) in Chemnitz haben die Ausgrabungsarbeiten des Landesamtes für Archäologie auf 11.000 Quadratmetern Fläche begonnen. Und die Spuren, die das gut zehnköpfige Team verfolgt, gehen sogar noch weiter zurück.

Grabungstechnikerin Cornelia Schnabel und -leiter Peter Hiptmair (58) beim Vermessen der freigedeckten Gründerzeit-Keller aus dem Zweiten Weltkrieg.
Grabungstechnikerin Cornelia Schnabel und -leiter Peter Hiptmair (58) beim Vermessen der freigedeckten Gründerzeit-Keller aus dem Zweiten Weltkrieg.  © Kristin Schmidt

"An diesen Funden sieht man, was hier eigentlich los war", erklärt Grabungsleiterin Nicole Eichhorn (40) während sie eine vorm Feuersturm deformierte Schallplatte in den Händen wiegt.

Der Großteil, der gut Zweidutzend Keller, die nun im Dreieck zwischen alter und neuer eins-Zentrale sowie der Theresienstraße freigelegt wurden, waren Gründerhäuser, die dem Bombenangriff am 5. März 1945 zum Opfer fielen.

Sie legt die Platte mit Wiegenliedern wieder vorsichtig zurück zu den anderen, meist vom Feuer geküssten, Gegenständen. Darunter Bierflaschen der "Actien-Lagerbier-Brauerei zu Schloß-Chemnitz", eine Schließkassette, viele Alltagsgegenstände: Co-Ausgrabungsleiter Peter Hiptmair (58) äußert im TAG24-Gespräch die leise Hoffnung, womöglich noch viel weiter als 1945 in der Zeit zurückzugehen.

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Das bisher älteste gefundene Zeugnis sind Keramiken aus dem 17. oder gar 16. Jahrhundert. Und historische Quellen sprechen von einem Vorgängerbau der Johanniskirche, der auf das 13. Jahrhundert zurückgeht.

Gefunden! Christoph Heiermann und Nicole Eichhorn (40) vom Landesamt für Archäologie präsentieren erste Funde von der Grabung nahe der Augustusburger Straße. Darunter eine Schallplatte mit Wiegenliedern.
Gefunden! Christoph Heiermann und Nicole Eichhorn (40) vom Landesamt für Archäologie präsentieren erste Funde von der Grabung nahe der Augustusburger Straße. Darunter eine Schallplatte mit Wiegenliedern.  © Kristin Schmidt
Sachsen größte City-Ausgrabungsstelle: Im Dreieck zwischen neuer und alter eins-Zentrale sowie der Theresienstraße wird auf 11.000 Quadratmetern fleißig gebuddelt.
Sachsen größte City-Ausgrabungsstelle: Im Dreieck zwischen neuer und alter eins-Zentrale sowie der Theresienstraße wird auf 11.000 Quadratmetern fleißig gebuddelt.  © Kristin Schmidt

"Dann muss es hier auch irgendwo eine Siedlung gegeben haben", ist sich Hiptmaier sicher.

Titelfoto: Kristin Schmidt

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