Investoren gesucht: Chemnitzer entwickeln Navi für Haus und Büro

Chemnitz - Jedes Navigationsgerät hat eine Grenze: die Wand zu einem Gebäude. Tüftler aus Chemnitz überwinden jetzt diese Grenze und schaffen Orientierung auch in Häusern.

Navigationspioniere aus Chemnitz: Marko Rößler (44, l.) und Thomas Graichen (34) zeigen die nötige Technik.
Navigationspioniere aus Chemnitz: Marko Rößler (44, l.) und Thomas Graichen (34) zeigen die nötige Technik.  © Kristin Schmidt

Vor einem Jahr gründeten Wissenschaftler der TU die Firma Pinpoint. Das Unternehmen erlebt nun einen ersten Schub.

Chef Marko Rößler (44) ist begeistert: "Wir waren auf der weltgrößten Konsumentenmesse für Unterhaltungselektronik in Las Vegas."

Ein besonderes Glücksspiel: Rößler und Kollegen hingen nicht am einarmigen Banditen, sondern suchten Investoren für Pinpoint. "Wir brauchen etwa zehn Millionen Euro, um den neuen Funkstandard umzusetzen", sagt der Projektleiter.

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UWB nennt sich der Standard, der auch Autos aus der Ferne auf- und zuschließen kann. Karten-Spezialist Thomas Graichen (34) erklärt: "Wir bringen Mini-Satelliten in Gebäuden an, zum Beispiel in Rauchmeldern. Danach kann ich meinen Standort auf dem Smartphone teilen oder mich durch große Gebäude oder Messehallen durchfinden - ohne Schilder und Lagepläne."

Geschäftsführer Rößler kann sich zahllose Anwendungsgebiete vorstellen: Navigation auf großen Messen, der Pizzadienst, der das Essen im Großraum zum Arbeitsplatz bringt, das Auffinden eines Autos in einer Tiefgarage. "Das Interesse ist groß. Das zeigen vorher gescheiterte Versuche mit Bluetooth oder WLAN."

Die Pinpoint-Ausgründung aus der TU-Professur Schaltkreis- und Systementwicklung zählt sieben Köpfe. Ab Februar/März zieht die Firma in den Wirkbau, plant zehn weitere Mitarbeiter. Gesucht werden Profis für Marketing, Software und App-Entwicklung, technische Kundenbetreuer. "Wir haben viel erreicht, aber es gibt noch mehr zu tun", sagt Marko Rößler voller Tatendrang.

Indoor-Navigation mit einer Genauigkeit von 30 Zentimetern: Der Sender der Firma Pinpoint und ein Smartphone mit einem Weg durch die Uni-Bibliothek.
Indoor-Navigation mit einer Genauigkeit von 30 Zentimetern: Der Sender der Firma Pinpoint und ein Smartphone mit einem Weg durch die Uni-Bibliothek.  © Kristin Schmidt

Wer hat's erfunden?

Kommentar von Bernd Rippert

Wozu braucht man das? Mit dieser Frage beginnen viele großartige Erfindungen - einst beim Navigationsgerät, neuerdings beim Navi in Gebäuden. Wer hat's erfunden? Eine Gruppe von Chemnitzern, die mit der Firma "Pinpoint" durchstarten wollen.

In der Region Chemnitz entstehen jede Woche neue Ideen. Hier die besten Start-ups 2022 des Gründungsnetzwerks "Saxeed": "Ad Curam" (Suche nach Pflegeplatz), "Gonit" (IT-Dienstleistungen), "ReViSalt" (hartes Glas), "Lauras Laden" (Unverpacktes), "Lucky Letter" (Briefe an Kinder zum Thema Glück), "Relisa" (Online-Verleih Kinderkleidung), Freiberger Werkstoffprüflabor, "in.hub" (Digitalisierung Produktion) und "Daily Five" (gesunde Smoothies in Pulverform).

Klar stecken diese Neugründungen noch in den Kinderschuhen. Aber wer hätte 2014 auf die Firma Staffbase gewettet? Das Intranet-Startup begann in einer Wohnung in der Ulmenstraße. Heute kümmern sich 560 Mitarbeiter an einem Dutzend Standorte weltweit um 2 000 Unternehmen. Staffbase ist heute mehr als eine Milliarde Euro wert.

Wozu braucht man das? Staffbase hat diese Frage beantwortet. Nun sind andere am Zug.

Titelfoto: Kristin Schmidt

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