Chemnitzer Frauen feiern erste Streikführerin der Geschichte
Chemnitz - Ernestine Minna Simon (geboren 1845) war eine der Vorreiterinnen in Sachen Arbeitskampf und Gleichberechtigung - was selbstverständlich klingt, war vor fast 140 Jahren ein mutiger Schritt in Richtung Emanzipation. Am heutigen Frauentag erinnerten Aktivistinnen von heute an die in Vergessenheit geratene Frau aus Chemnitz.
1883 beschäftigte die Aktienspinnerei (Gebäude der heutigen Universitätsbibliothek) in Chemnitz circa 700 Frauen und 300 Männer. Unter den miserablen Arbeitsbedingungen hatten vor allem die Frauen zu leiden. Sie erhielten nur den halben Lohn und mussten sich nach einem 12-Stunden-Tag noch um die Kinder und den Haushalt kümmern.
Nachdem der neue Fabrikdirektor die Arbeitnehmerrechte noch weiter eingeschränkt hatte, streikten ab dem 7. Juni 1883 die Beschäftigten der Aktienspinnerei.
Ernestine Minna Simon wurde damals zur Streikführerin gewählt. Sie trug die Forderungen der Protestler vor, sprach auf Versammlungen der streikenden Arbeiterinnen und Arbeiter und sammelte Geld für die Familien der Demonstranten.
Der Streik endete am 27. Juni 1883. Einerseits mussten die Arbeiter wieder zurück in die Produktion, weil nicht genug Geld für die Familien der Streikenden gesammelt werden konnte. Andererseits stimmte die Geschäftsführung der Spinnerei den Forderungen zu.
Nach ihrem Umzug nach Dresden wurde es still um Ernestine Minna Simon. Deshalb ist ihr Todesdatum unbekannt.
Chemnitzer Gleichstellungsbeauftragte ist stolz auf Arbeiterführerin
Pia Hamann (59), Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Chemnitz, ist stolz auf die Arbeiterführerin: "Ohne Frauen wie Ernestine Minna Simon wären wir heute in Sachen Gleichberechtigung noch nicht da, wo wir jetzt sind."
Dabei hebt Pia Hamann auch hervor, dass der Kampf um Gleichstellung noch nicht vorbei sei: "Unsere Vorkämpferinnen haben uns den Weg dafür geebnet, dass Frauen heute in den meisten Bereichen die gleichen Chancen haben wie Männer."
Hamann weiter: "Aber leider gibt es immer noch strukturelle Ungleichheiten. Deshalb müssen wir weiterkämpfen - für uns und die nachfolgenden Generationen."
Titelfoto: imago images/HärtelPRESS, Uwe Meinhold