Chemnitzer Klinik behandelt Corona-Kranke und Krebs-Patienten auf einer Station
Chemnitz - Ein Krebspatient des Klinikums Chemnitz erhebt schwere Vorwürfe: "Als ich meine Chemotherapie erhalten habe, wurden auf derselben Station auch Corona-Patienten behandelt und vom selben Pflegepersonal versorgt. Das finde ich verantwortungslos", sagt Jens Gerber (59, *Name geändert).
Die steigende Zahl der Corona-Patienten in Krankenhäusern weckt unangenehme Erinnerungen bei dem Tumorpatienten:
"Als ich vor rund einem Jahr auf der Station K35 Chemotherapien bekam, klebten plötzlich Zettel mit der Aufschrift 'Covid 19' an einzelnen Zimmertüren. Bis ins Frühjahr hinein waren ständig fünf bis sechs Zimmer der Station mit Corona-Patienten belegt. Direkt davor liefen die Chemo-Patienten vorbei, um zu diversen Untersuchungen, zur Teeküche oder in den TV-Raum zu gelangen."
Auf Anfrage bestätigt der Ärztliche Direktor Ralf Steinmeier (62) die gemeinsame Behandlung: "Bei den Covid-Patienten handelte es sich um Personen, die entweder wegen ihrer Tumorerkrankung akut therapiepflichtig oder infolge einer Chemotherapie oder Stammzelltransplantation schwer immungeschwächt waren. Somit war die spezialisierte Therapie in einem hämatologischen Zentrum zwingend erforderlich."
Der Klinikum-Chef versichert: "Selbstverständlich wurden und werden dabei die notwendigen Hygienemaßnahmen regelgerecht durchgeführt und überwacht."
Chef von Uni-Klinik Leipzig: "Ein Mischen der infizierten und nicht infizierten Patienten wäre außerhalb jeder Verantwortung"
Krebspatient Jens Gerber beruhigt diese Aussage nicht. "Auf Nachfragen haben wir Chemo-Patienten von den Schwestern und Ärzten der Station erfahren, dass auch sie fassungslos über die Anordnung waren, Corona-Patienten dort unterzubringen."
Sein Fazit: "Diese Patienten voneinander zu trennen wäre viel dringlicher als Diskussionen über eine Impfpflicht für Pflegekräfte."
Andere Maßstäbe gelten an der Uni-Klinik Leipzig. "Klares Grundprinzip ist es, streng geschützte Bereiche für die Behandlung von Patienten mit einer Corona-Infektion zu betreiben", so Florian Lordick (55), Direktor des Universitären Krebszentrums.
"Ein Mischen der infizierten und nicht infizierten Patienten wäre außerhalb jeder Verantwortung, auch und gerade für eine vulnerable Patientengruppe wie Krebspatienten."
Titelfoto: Sven Gleisberg