Chemnitz - Die Tage der Fußgängerunterführung an der Stollberger Straße in Chemnitz, die im Volksmund "Gewächshaus" genannt wird, sind gezählt. Schon jetzt versperren Bauzäune den Weg, bald beginnen die Abrissarbeiten. Das Bauwerk wird als großes Missverständnis in die Geschichte eingehen.

Kurz nach der Wende wurde die Unterführung mit dem markanten Plexiglasdach für zwei Millionen Mark gebaut. Als architektonischer Hingucker sollte der Tunnel Wohngebiet und Supermärkte verbinden. Sogar ein Kiosk sollte in die Röhre einziehen, doch ein Betreiber wurde nie gefunden.

Stattdessen zogen Vandalen und Suffnasen ihre Kreise, es folgten Dutzende Anzeigen wegen Lärms und Sachbeschädigung. Sanierungs- und Instandhaltungskosten standen in keinem Verhältnis zum Nutzen. Neu geschaffene Überwege machen das "Gewächshaus" inzwischen überflüssig.

Jetzt wird es also abgerissen. "Die Bauzeit dauert bis zum 26. August", so eine Stadtsprecherin. Der Tunnel wird beidseitig abgemauert und mit selbstverdichtendem Flüssigboden verfüllt. Übrig bleiben wird eine Rasenansaat über den ehemaligen Treppenanlagen.

Während der Bauarbeiten können Fußgänger die Gleisanlage am anderen Ende der Bahnsteige queren.