Geburtstags-Ehrung für Holocaust-Überlebende in Chemnitz
Chemnitz - Mit Applaus und Gesang feierte die Jüdische Gemeinde Chemnitz am Montag den 90. Geburtstag der Holocaust-Überlebenden Renate Aris, die sich zum zweiten Mal ins Goldene Buch der Stadt eintrug. Die kleine Frau mit der starken Stimme bewegte alle Anwesenden.
Alles in Kürze
- Renate Aris wird 90 Jahre alt.
- Aris erhielt Ehrung in Chemnitz.
- Oberbürgermeister Sven Schulze würdigt Aris.
- Aris setzt sich für Gedenkort ein.
- Aris wünscht sich Frieden und Gesundheit.

Aris selbst erklärte: "Wir sind zur Gemeindearbeit erzogen worden." Ihr Leitsatz seit Jahrzehnten: "Nicht warten, bis andere etwas machen, sondern selbst mittun." Und: "Wer den Holocaust überlebt hat, sollte keine Angst mehr haben."
Oberbürgermeister Sven Schulze (53, SPD) würdigte sie mit eindringlichen Worten: "Ihre Kindheit war keine Kindheit. Aber Sie haben sich nicht zurückgezogen. Sie haben Schülern in über 600 Klassen berichtet, was es bedeutet, wenn Menschen zu Freiwild erklärt werden. Ihre Stimme ist ein Schatz. Sie ist ein Vermächtnis."
Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Ruth Röcher (71), betonte: "Renate Aris tritt trotz ihrer zarten und kleinen Erscheinung laut und stark hervor. Mach weiter so! Mit viel Freude und Gesundheit bereichere unser Leben. Mazeltov, bis 120!"
Auch der neue Rabbiner Michael Jedwabny erinnerte: "Ihre Arbeit und ihr Engagement sind ein Band, das Generationen miteinander verbindet." Zum Schluss dankte die Jubilarin allen und wünschte sich, dass der Alte Leipziger Bahnhof in Dresden, von dem alle sächsischen Juden während des Zweiten Weltkriegs in den Tod gefahren wurden, zum Gedenkort wird - wenngleich sie befürchtet: "Dafür muss ich dann wirklich mindestens 120 Jahre alt werden."

Renate Aris bedankte sich auch bei ihrer Mutter, der sie "alles schuldig" sei. Für die Zukunft wünscht sie sich Frieden und verspricht, ihre Arbeit "noch lange fortzusetzen".
Titelfoto: Petra Hornig