Mit Geige und Horn den Baum besetzt: Musiker kämpfen gegen Ahorn-Fällung in Chemnitz
Chemnitz - Mit Geigen, Gedichten und einer Kletteraktion stemmten sich am Montag Anwohner der Further Straße in Chemnitz und Musiker der Robert-Schumann-Philharmonie gegen die Fällung eines 100 Jahre alten Ahorns, der beim Bau einer neuen Tiefgarage weichen soll. Die Firma, die den Baum abtragen sollte, rückte unverrichteter Dinge wieder ab.
Alles in Kürze
- Musiker protestieren gegen Ahorn-Fällung in Chemnitz.
- 100 Jahre alter Ahorn soll für Tiefgarage weichen.
- Baumretter initiierten Kletteraktion und Musik.
- Firma brach Fällung ab, nachdem Argumente dargelegt wurden.
- Bauherr pocht auf Fällgenehmigung und droht mit Schadenersatz.

Opernsängerin Elžběta Laabs (46), selbst ausgebildete Baumwartin, hatte die ungewöhnliche Besetzung initiiert. Musikerkollegen folgten ihrem Aufruf und spielten am Montag im Innenhof unter dem bedrohten Ahorn.
Ehemann Stephan Hönig (58), ebenfalls Baumwart, kletterte gesichert in die Krone und spielte auf dem Horn.
"Es gibt keinen Grund, diesen Ahorn zu fällen. Ein Zugang für die Tiefgarage könnte sicherlich auch anders geplant werden. Der Baum steht zu 80 Prozent auf dem Grundstück unseres Hauses und die 13 Eigentümer haben nur zufällig erfahren, was hier geplant ist", begründet Elžběta Laabs die Aktion.
Die geplante Fällung wurde zunächst verhindert: "Morgens um 7 Uhr kam die beauftragte Firma. Nachdem wir unsere Argumente dargelegt hatten, sind sie wieder weggefahren."


Bauherr pocht auf Fällgenehmigung

Der Projektleiter des geplanten Neubau-Projekts mit Eigentumswohnungen und Tiefgarage, Michael Oberacher von der Consultatio AG Chemnitz, war wenig erfreut über den Protest: "Es gibt ein Gutachten, das belegt, dass dieser Baum nicht standsicher ist. Daher haben wir eine Fällgenehmigung vom Umweltamt erhalten. Gegenüber den Beteiligten dieser ungerechtfertigten Protestaktion werden wir Schadenersatz geltend machen."
Die Baumretter wollen die Fällung mit einem Artenschutzgutachten endgültig verhindern.
"Es wurden zwei Fledermausarten beobachtet. Ein Gutachter soll prüfen, ob es in dem Baum Unterschlupfe gibt", so Laabs.
Titelfoto: Bildmontage: Sven Gleisberg (2)