Großer Protest in Chemnitz: Anwohner laufen gegen Solarpark Sturm

Chemnitz - In Chemnitz-Glösa kocht die Volksseele. Zwischen Eigenheimen und der A4 soll auf einem Feld ein rund 26 Hektar großer Solarpark entstehen. Genehmigt ist das Projekt längst, doch die Anwohner erfuhren erst Monate später davon. Eine Bürgerinitiative hat den Kampf aufgenommen.

Auf einem Feld an der Glösaer Ammernstraße wird ohne Rücksicht auf die Anwohner ein Solarpark hochgezogen.  © Kristin Schmidt

"Uns hat’s wie ein Blitz getroffen", sagt Chefin Katrin Scherwenk (59). Die Baugenehmigung für das Projekt wurde bereits im Juni 2024 erteilt – informiert wurden die Anwohner aber erst im Mai 2025 per Amtsblatt.

Ein Flugblatt eines aufmerksamen Nachbarn hatte zuvor die Pläne ans Licht gebracht. Davor: Schweigen. Kein Stadtratsbeschluss, keine Infoveranstaltung – "nur nachträglich das gesetzliche Minimum", so Scherwenk.

Dabei soll der Solarpark direkt an das mehr als 100 Jahre alte Wohngebiet grenzen. Ein schmaler Weg, ein 2,50 Meter hoher Zaun mit Stacheldraht und eine Hecke – mehr trennt künftig nicht mehr den Garten vom Gewerbe.

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"Seit 1922 lebt unsere Familie hier. Und jetzt das?", sagt Rolf Richter (68). Auch Volker Kaufmann (79) ist empört: "Wir kommen im Bauverfahren gar nicht vor. Der Mensch spielt keine Rolle."

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Rolf Richter (68, v.l.), Katrin Scherwenk (59) und Volker Kaufmann (79) gehören zur neuen Bürgerinitiative gegen einen Solarpark in Glösa.  © Kristin Schmidt

Initiative fordert Baustopp

Das Grundstück von Katrin Scherwenk (59) liegt nur wenige Meter neben dem geplanten Solarpark.  © Kristin Schmidt

Mehr als 120 Mitglieder zählt die Initiative inzwischen. Eine Online-Petition trägt inzwischen weit über 500 Unterschriften, Plakate hängen an den Gartenzäunen. Die Forderung: ein Baustopp – und endlich Dialog.

Neben der Sorge um den Wert ihrer Immobilien geht es vielen um mehr: um Natur, Nachbarschaft, Lebensqualität. Volker Kaufmann: "Was hier aufgestellt wird, ist keine Energiewende – das ist ein Rückschritt für Mensch und Tier."

Bussarde, Feldlerchen, Fledermäuse – eine Liste bedrohter Arten belegt laut Bürgerinitiative die Bedeutung der Fläche. "Man hätte Alternativen prüfen müssen – versiegelte Flächen, Gewerbedächer. Aber es musste ja schnell gehen".

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Die Stadt verweist auf ein Gutachten, das sogar eine "landschaftliche Aufwertung" attestiert. Für die Anwohner ein Hohn.

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