Keine Plagegeister in Chemnitz: Wo sind die Wespen hin?
Chemnitz - So entspannt war Kuchenessen im August noch nie: Derzeit schwirrt kaum eine Wespe durch Chemnitz. Diese Nachricht löst nicht nur Freude aus.

Im August wimmelt es sonst von Wespen - in Bäckereien, Eiscafés oder an Freilufttafeln. "Jetzt können wir entspannt arbeiten, und auch die Kunden sitzen friedlich da", sagt Anett Fladerer (54) vom Eiscafè Cortina. "Voriges Jahr war das noch schlimm. Auch ich hatte nach einem Griff in die Walnüsse Aua."
Marktleiter Denny Levec (34) und Torsten Bergold (47) in Denns Biomarkt haben diesen Sommer "noch keine Wespe gesehen". Zur Freude von Sylvia Hunger (61) vom Eiscafé Marschner: "Kunden und Mitarbeiter mögen den Frieden."
Suzanne Krauß (53), Geschäftsführerin des Stadtverbandes der Kleingärtner, vermutet ein zu nasses Frühjahr als Grund für den Wespenschwund. Doch sie mag darüber nicht jubeln: "Gibt es zu wenig Insekten, fehlen sie am Ende den Vögeln."
Sorgen um die Bestäubung der Obstbäume macht sich Mathias Lange (38), Chef des Kleingartenvereins "Am Wiesenquell" in Hilbersdorf: "In Ruhe Kaffee zu trinken ist herrlich. Aber die Artenvielfalt leidet. Deshalb raten wir, Blumen zu pflanzen. Da fühlen sich Insekten wohl."



Lutz Röder (62), Geschäftsstellenleiter des Naturschutzbundes, hat die fehlenden Insekten nach einer Autofahrt an seiner sauberen Windschutzscheibe festgestellt. Für ihn auch eine Folge chemischer Keulen auf Äckern und in Gärten: "Ich appelliere an alle, keine Chemie zu spritzen, um die Insekten zu schützen!"
Titelfoto: dpa, Kristin Schmidt