Missbrauchsopfer kritisieren Aufarbeitung in Sachsens Landeskirche
Dresden/Chemnitz - Betroffene von sexuellem Missbrauch in einer Gemeinde im damaligen Karl-Marx-Stadt kritisieren dessen Aufarbeitung innerhalb der Evangelischen Landeskirche Sachsens.
In einer Mitteilung vom Dienstag forderten sie, in die Untersuchung von 1473 Fällen einbezogen zu werden. Ihre Erlebnisse und Erfahrungen spielten dabei bisher keine Rolle, erklärte ein Vertreter der Gruppe. In ihr hätten sich 16 der 37 Männer organisiert, die sich als Betroffene meldeten.
Nach Angaben der Betroffenengruppe missbrauchte ein ehemaliger Jugendwart ab 1956 rund 30 Jahre lang rund um das heutige Chemnitz mehr als 1400 Kinder und Jugendliche, "aber auch Erwachsene mit seinen sexuellen Begierden, theologischen Ansichten und fragwürdigen Methoden".
Und es sei bekannt, dass er "nicht ohne Mitwissen bestimmter Kirchenkreise handelte". Die Männer verlangen daher neben Transparenz die Nennung von Mittätern.
Das Landeskirchenamt hatte die Missbrauchsfälle aus den 1960er- und 1970er-Jahren Ende 2021 öffentlich gemacht. Der Geistliche, der 2013 starb, war später Diakon in Moritzburg.
Bei einem Prozess in Kühnhaide-Pobershau (Erzgebirge), der ab dem 1. April stattfindet, werden die Missbrauchsfälle aufgearbeitet. Auch Landesbischof Tobias Bilz (59) wird an dem Prozess teilnehmen.
Titelfoto: Sebastian Kahnert/dpa