Mit Geige und Horn den Baum besetzt: Musiker kämpfen gegen Ahorn-Fällung in Chemnitz

Chemnitz - Mit Geigen, Gedichten und einer Kletteraktion stemmten sich am Montag Anwohner der Further Straße in Chemnitz und Musiker der Robert-Schumann-Philharmonie gegen die Fällung eines 100 Jahre alten Ahorns, der beim Bau einer neuen Tiefgarage weichen soll. Die Firma, die den Baum abtragen sollte, rückte unverrichteter Dinge wieder ab.

Stephan Hönig (58) kletterte mit seinem Horn in die Baumkrone.  © Sven Gleisberg

Opernsängerin Elžběta Laabs (46), selbst ausgebildete Baumwartin, hatte die ungewöhnliche Besetzung initiiert. Musikerkollegen folgten ihrem Aufruf und spielten am Montag im Innenhof unter dem bedrohten Ahorn.

Ehemann Stephan Hönig (58), ebenfalls Baumwart, kletterte gesichert in die Krone und spielte auf dem Horn.

"Es gibt keinen Grund, diesen Ahorn zu fällen. Ein Zugang für die Tiefgarage könnte sicherlich auch anders geplant werden. Der Baum steht zu 80 Prozent auf dem Grundstück unseres Hauses und die 13 Eigentümer haben nur zufällig erfahren, was hier geplant ist", begründet Elžběta Laabs die Aktion.

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Die geplante Fällung wurde zunächst verhindert: "Morgens um 7 Uhr kam die beauftragte Firma. Nachdem wir unsere Argumente dargelegt hatten, sind sie wieder weggefahren."

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Opernsängerin Elžběta Laabs (46) organisierte die Protest-Aktion.  © Sven Gleisberg
Lucas Freund (35), Juliane Kunath (46) und Sebastian Mickelthwate (52) von der Robert-Schumann-Philharmonie beteiligten sich an der Aktion.  © Sven Gleisberg

Bauherr pocht auf Fällgenehmigung

Am Montag kämpften Anwohner für den Erhalt eines 100 Jahre alten Ahorns in der Further Straße.  © Sven Gleisberg

Der Projektleiter des geplanten Neubau-Projekts mit Eigentumswohnungen und Tiefgarage, Michael Oberacher von der Consultatio AG Chemnitz, war wenig erfreut über den Protest: "Es gibt ein Gutachten, das belegt, dass dieser Baum nicht standsicher ist. Daher haben wir eine Fällgenehmigung vom Umweltamt erhalten. Gegenüber den Beteiligten dieser ungerechtfertigten Protestaktion werden wir Schadenersatz geltend machen."

Die Baumretter wollen die Fällung mit einem Artenschutzgutachten endgültig verhindern.

"Es wurden zwei Fledermausarten beobachtet. Ein Gutachter soll prüfen, ob es in dem Baum Unterschlupfe gibt", so Laabs.

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