Nach 50 Jahren! Familie Müller trauert um "ihre" gefällte Fichte
Chemnitz - Seit fast 50 Jahren stand der Baum vor ihrer Wohnung - bis Dienstag: Da wurde die Fichte vor dem Neubaublock von Hansjochen Müller (78) und seiner Frau Garry-Maria (76) in der Carl-von-Ossietzky-Str. 166a in Chemnitz abgesägt.
Die Bewohner sind sauer, doch Vermieter und Stadt halten den Schritt für notwendig. Garry-Maria Müller ist fassungslos und traurig: "Im August wohnen wir 50 Jahre hier, und vor knapp 50 Jahren haben die Kinder im Haus den Baum gepflanzt. Der Baum ist gewachsen wie eine Eins. Zuletzt ging er bis zur neunten Etage."
Am Montag lasen die Bewohner dann, dass die Fichte sowie eine benachbarte Kiefer und eine Birke gefällt werden sollen.
Der Vermieter von der GGG und das städtische Grünflächenamt gaben grünes Licht für den Schritt, "da die Bäume krank sind und den dahinter befindlichen Wohnraum verdunkeln", so die GGG.
Für Familie Müller war Letzteres kein Problem, weil durch die Fichte niemand ins Kinderzimmer schauen konnte, wenn die Urenkel zu Besuch sind. Laut Vermieter sind "Ersatzpflanzungen auf dem Grundstück vorgesehen".
Für die Müllers geht dennoch mit dem Baum ein Stück Erinnerung verloren. Als der Baum noch nicht so groß war, hatten Kinder ihn im Winter festlich geschmückt. Im Sommer hatten sie ihn durch das Fenster mit einem Schlauch bewässert.
"Wenn ein Baum stirbt, stirbt ein Mensch. Da kommen mir die Tränen, das ist furchtbar", erzählt Garry-Maria Müller.
Titelfoto: Sven Gleisberg