Ratskeller-Comeback in Chemnitz geplant: Das sagen die Stadträte

Chemnitz - Was wird aus dem Chemnitzer Ratskeller? Nach jahrelangem Stillstand kommt nun endlich Bewegung in das Prestigeprojekt im Rathaus. Die Stadtverwaltung startet ab Freitag ein öffentliches Interessenbekundungsverfahren zur Neuvergabe des Traditionslokals.

So wie 2019 soll es bald wieder aussehen im Ratskeller in der City.
So wie 2019 soll es bald wieder aussehen im Ratskeller in der City.  © Uwe Meinhold

"Mit dem Ratskeller haben wir die Chance, einen Ort mit großer Tradition und Strahlkraft wiederzuerwecken und damit zur Belebung der Innenstadt beizutragen", so Silvana Bergk, Leiterin des Geschäftsbereichs Wirtschaft, der das Verfahren initiiert hat.

Ziel ist es, ein rein gastronomisches Konzept zu finden. Vergnügungslokalen wie Discos oder Spielhallen schiebt das Rathaus einen Riegel vor. Das Verfahren läuft bis zum 31. August. Vorschläge können online eingereicht werden. Eine Neuvermietung ist für das Jahr 2026 vorgesehen – abhängig von den entsprechenden Beschlüssen und dem Abschluss der Umbauarbeiten.

Die Stadt gibt klare Rahmenbedingungen vor: Der künftige Betreiber soll eine Gastronomie mit Außenbereich anbieten, täglich ohne Ruhetag geöffnet haben sowie Veranstaltungsoptionen ermöglichen.

Chemnitz: Chemnitz: Betrugsprozess gegen zwei Angestellte eingestellt
Chemnitz Lokal Chemnitz: Betrugsprozess gegen zwei Angestellte eingestellt
Chemnitz: ibug-Festival 2025: Erste Künstler ziehen schon in die neue Location
Chemnitz Lokal ibug-Festival 2025: Erste Künstler ziehen schon in die neue Location

Die angestrebte Sitzplatzkapazität liegt bei 350 bis 400 Plätzen im Innenbereich und mindestens 100 Plätzen im Außenbereich.

Der Ratskeller im Jahr 2023: Die Bauarbeiten standen still.
Der Ratskeller im Jahr 2023: Die Bauarbeiten standen still.  © Sven Gleisberg
Gebäudeverwalter Holger Rotzsch (57) zeigt die Holzvertäfelungen der Weinstube.
Gebäudeverwalter Holger Rotzsch (57) zeigt die Holzvertäfelungen der Weinstube.  © Maik Börner
Laut Vorgaben des Rathauses soll es auch wieder Außengastronomie geben.
Laut Vorgaben des Rathauses soll es auch wieder Außengastronomie geben.  © Sven Gleisberg
Silvana Bergk, Leiterin des Geschäftsbereichs Wirtschaft der Stadt Chemnitz.
Silvana Bergk, Leiterin des Geschäftsbereichs Wirtschaft der Stadt Chemnitz.  © Kristin Schmidt

Das sagen die Stadträte zum Ratskeller-Comeback

BSW-Stadtrat Dietmar Holz (65) freut sich, dass Bewegung in die Sache kommt.
BSW-Stadtrat Dietmar Holz (65) freut sich, dass Bewegung in die Sache kommt.  © Sven Gleisberg

"Ich finde die Idee gut. Hätte man schon längst machen können", so CDU-Fraktions-Chef Tino Fritzsche (63). Auch Linken-Fraktions-Chefin Susanne Schaper (47) lobt den Vorstoß: "Wir sehen es positiv, dass im Wohnzimmer der Stadt endlich etwas passiert."

Dietmar Holz (65, BSW) ergänzt: "Ich bin froh, dass hier wieder Bewegung hereinkommt. Mal sehen, was daraus wird."

Dirk Gust (57), Betreiber der Ratsstube und Ex-Wirt des Ratskellers, winkt bereits ab: "So schön der Ratskeller auch ist, für neue Experimente bin ich zu alt und vollkommen zufrieden am Johannisplatz."

CDU-Fraktions-Chef Tino Fritzsche (63) freut sich, dass bald wieder neues Leben in den Ratskeller ziehen könnte.
CDU-Fraktions-Chef Tino Fritzsche (63) freut sich, dass bald wieder neues Leben in den Ratskeller ziehen könnte.  © Kristin Schmidt

Der Ratskeller wurde 2019 aufgrund nötiger Baumaßnahmen geschlossen. Seit 2022 ruhen die Bauarbeiten. In den letzten Haushaltsplänen waren keine Mittel dafür vorgesehen. Zwar gab es bereits Interessenten, doch eine Einigung wurde bislang nicht erzielt.

Längst überfällig

Kommentar von Sebastian Gogol

Wer hätte das gedacht? Endlich tut sich was im Chemnitzer Ratskeller, einem Ort, der jahrzehntelang kulinarischer Anlaufpunkt und kulturelles Aushängeschild zugleich war. Dass das Rathaus in dieser Angelegenheit nun aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und ein Verfahren zur Zukunft des Traditionslokals auf den Weg bringt, ist längst überfällig, aber zweifellos ein Schritt in die richtige Richtung.

Doch bei aller Euphorie: Gute Absichten allein werden nicht reichen, um dem Prestigeobjekt neues Leben einzuhauchen. Seit 2019 liegt der Ratskeller brach, seit 2022 stehen die Bauarbeiten still. Drei Jahre Stillstand mit zunehmendem Verfall der Räume und weiter steigenden Sanierungskosten. Dabei hätte der Ratskeller längst wieder ein Ort des Austauschs, der Begegnung und des Genusses sein können, wenn man nur gewollt hätte.

Die Stadt muss nicht nur reden, sondern auch handeln. 2026 als Zieljahr klingt vielversprechend – doch wer Chemnitz kennt, weiß: Zeitpläne geraten hier gern ins Wanken. Die notwendigen Sanierungen müssen jetzt endlich zur Priorität werden. Dabei bleibt eine zentrale Frage offen: Wer übernimmt die Kosten? Die künftigen Mieter, die Stadt oder am Ende doch beide?

Hier braucht es Transparenz und Verlässlichkeit, damit das Projekt nicht erneut im Verwaltungsnebel versackt. Diese Verantwortung darf man nicht erneut auf die lange Bank schieben.

Titelfoto: Bildmontage: Sven Gleisberg, Sven Gleisberg, Kristin Schmidt

Mehr zum Thema Chemnitz Lokal: