Ratskeller-Comeback in Chemnitz geplant: Das sagen die Stadträte
Chemnitz - Was wird aus dem Chemnitzer Ratskeller? Nach jahrelangem Stillstand kommt nun endlich Bewegung in das Prestigeprojekt im Rathaus. Die Stadtverwaltung startet ab Freitag ein öffentliches Interessenbekundungsverfahren zur Neuvergabe des Traditionslokals.
Alles in Kürze
- Ratskeller in Chemnitz soll wiedereröffnet werden
- Stadtverwaltung startet Interessenbekundungsverfahren
- Gastronomie-Konzept mit Außenbereich gesucht
- Neuvermietung für 2026 geplant
- Sanierungskosten und Finanzierung noch unklar

"Mit dem Ratskeller haben wir die Chance, einen Ort mit großer Tradition und Strahlkraft wiederzuerwecken und damit zur Belebung der Innenstadt beizutragen", so Silvana Bergk, Leiterin des Geschäftsbereichs Wirtschaft, der das Verfahren initiiert hat.
Ziel ist es, ein rein gastronomisches Konzept zu finden. Vergnügungslokalen wie Discos oder Spielhallen schiebt das Rathaus einen Riegel vor. Das Verfahren läuft bis zum 31. August. Vorschläge können online eingereicht werden. Eine Neuvermietung ist für das Jahr 2026 vorgesehen – abhängig von den entsprechenden Beschlüssen und dem Abschluss der Umbauarbeiten.
Die Stadt gibt klare Rahmenbedingungen vor: Der künftige Betreiber soll eine Gastronomie mit Außenbereich anbieten, täglich ohne Ruhetag geöffnet haben sowie Veranstaltungsoptionen ermöglichen.
Die angestrebte Sitzplatzkapazität liegt bei 350 bis 400 Plätzen im Innenbereich und mindestens 100 Plätzen im Außenbereich.




Das sagen die Stadträte zum Ratskeller-Comeback

"Ich finde die Idee gut. Hätte man schon längst machen können", so CDU-Fraktions-Chef Tino Fritzsche (63). Auch Linken-Fraktions-Chefin Susanne Schaper (47) lobt den Vorstoß: "Wir sehen es positiv, dass im Wohnzimmer der Stadt endlich etwas passiert."
Dietmar Holz (65, BSW) ergänzt: "Ich bin froh, dass hier wieder Bewegung hereinkommt. Mal sehen, was daraus wird."
Dirk Gust (57), Betreiber der Ratsstube und Ex-Wirt des Ratskellers, winkt bereits ab: "So schön der Ratskeller auch ist, für neue Experimente bin ich zu alt und vollkommen zufrieden am Johannisplatz."

Der Ratskeller wurde 2019 aufgrund nötiger Baumaßnahmen geschlossen. Seit 2022 ruhen die Bauarbeiten. In den letzten Haushaltsplänen waren keine Mittel dafür vorgesehen. Zwar gab es bereits Interessenten, doch eine Einigung wurde bislang nicht erzielt.
Längst überfällig
Kommentar von Sebastian Gogol
Wer hätte das gedacht? Endlich tut sich was im Chemnitzer Ratskeller, einem Ort, der jahrzehntelang kulinarischer Anlaufpunkt und kulturelles Aushängeschild zugleich war. Dass das Rathaus in dieser Angelegenheit nun aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und ein Verfahren zur Zukunft des Traditionslokals auf den Weg bringt, ist längst überfällig, aber zweifellos ein Schritt in die richtige Richtung.
Doch bei aller Euphorie: Gute Absichten allein werden nicht reichen, um dem Prestigeobjekt neues Leben einzuhauchen. Seit 2019 liegt der Ratskeller brach, seit 2022 stehen die Bauarbeiten still. Drei Jahre Stillstand mit zunehmendem Verfall der Räume und weiter steigenden Sanierungskosten. Dabei hätte der Ratskeller längst wieder ein Ort des Austauschs, der Begegnung und des Genusses sein können, wenn man nur gewollt hätte.
Die Stadt muss nicht nur reden, sondern auch handeln. 2026 als Zieljahr klingt vielversprechend – doch wer Chemnitz kennt, weiß: Zeitpläne geraten hier gern ins Wanken. Die notwendigen Sanierungen müssen jetzt endlich zur Priorität werden. Dabei bleibt eine zentrale Frage offen: Wer übernimmt die Kosten? Die künftigen Mieter, die Stadt oder am Ende doch beide?
Hier braucht es Transparenz und Verlässlichkeit, damit das Projekt nicht erneut im Verwaltungsnebel versackt. Diese Verantwortung darf man nicht erneut auf die lange Bank schieben.
Titelfoto: Bildmontage: Sven Gleisberg, Sven Gleisberg, Kristin Schmidt