Regensommer macht Obdachlosen in Chemnitz zu schaffen

Chemnitz - Chemnitz feiert sich als Kulturhauptstadt Europas, doch auf der Straße sieht die Wirklichkeit etwas anders aus. Die Anlaufstellen für obdachlose Menschen geraten unter Druck. Während draußen seit Tagen der Regen nicht nachlässt, suchen viele Betroffene Schutz in Einrichtungen wie dem "Wohnprojekt I" der "Selbsthilfe91" oder der "Haltestelle", dem Tagestreff für Wohnungslose der Stadtmission.

Lars Büttner (51), Geschäftsführer von Selbsthilfe 91, sorgt sich um Stellenabbau und steigende Probleme bei Wohnungslosigkeit.
Lars Büttner (51), Geschäftsführer von Selbsthilfe 91, sorgt sich um Stellenabbau und steigende Probleme bei Wohnungslosigkeit.  © Ralph Kunz

"Wir lassen jeden rein. Es ist noch nie vorgekommen, dass wir sagen mussten: 'voll'", sagt Lars Büttner (51), Geschäftsführer der Selbsthilfe91. Der verregnete Sommer bringe zwar keinen Ansturm wie im Winter, doch: "Die Zahl hat leicht zugenommen. Ich denke, das liegt aber eher am Wohnungsmarkt."

Ob mehr Obdachlose wegen des Kulturhauptstadtjahres nach Chemnitz kommen, sei schwer zu sagen. Manche kämen aber tatsächlich aus anderen Städten, mit der Hoffnung auf bessere Bedingungen oder nach sozialen Konflikten.

Auch der Leiter der Abteilung Wohnungsnotfallhilfe und Psychosoziale Dienste der Stadtmission, Alfred Mucha (57), bestätigt einen wachsenden Bedarf: "Die Nachfrage nach Postadressen steigt. Das ist ein Indiz für zunehmende Wohnungsnot."

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Gleichzeitig müssten selbst in Chemnitz bereits Öffnungszeiten gekürzt werden. "In extremen Wetterlagen sind Orte wie Tagestreffs oder Notschlafstellen wichtig. Doch viele Hilfen stehen durch die Haushaltslage unter Druck."

Abteilungsleiter Alfred Mucha (57, l.) und Mitarbeiter Sven Buchwald (52) im Tagestreff "Haltestelle" der Stadtmission kümmern sich um wohnungslose Menschen.
Abteilungsleiter Alfred Mucha (57, l.) und Mitarbeiter Sven Buchwald (52) im Tagestreff "Haltestelle" der Stadtmission kümmern sich um wohnungslose Menschen.  © Uwe Meinhold
Nicht jeder hat ein Dach über dem Kopf - vor allem bei schlechtem Wetter wird die Lage oft besonders prekär.
Nicht jeder hat ein Dach über dem Kopf - vor allem bei schlechtem Wetter wird die Lage oft besonders prekär.  © Kristin Schmidt

Büttner blickt sorgenvoll auf das laufende Jahr: "Wenn Stellen gestrichen werden, können wir Menschen nicht mehr so in Wohnraum zurückführen wie bisher. Dann läuft uns das Haus voll und das eigentliche Problem beginnt."

Titelfoto: Ralph Kunz, Kristin Schmidt

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