So gefährlich ist Chemnitz für Blinde
Chemnitz - Viele reden von Inklusion, die Junge Union Chemnitz steigt tiefer ein. Eine Gruppe um die Vize-Vorsitzende Denise Eusewig (23) hat mehrere Behinderten-Fallen in der Stadt aufgetan und fordert: "Behinderte müssen gesehen werden! Es ist wichtig, dass der Stadtrat darüber spricht."

Die Maschinenbaustudentin wollte etwas für sehbehinderte Freunde tun. "Das ist größer geworden als gedacht", sagt Denise Eusewig nach einem Jahr Arbeit.
Entstanden sind Interviews, Fotos und Instagram-Posts. Ein krasses Beispiel für fehlende Barrierefreiheit seien die Gehwege - vor allem am Kaßberg.
"Das sind teilweise echte Treppenstufen", weiß Denise Eusewig. "Sogar an den SFZ-Wohnungen, dem Sehförderzentrum in der Barbarossastraße sieht es desolat aus."
Gefährlich seien die Poller am Brühl, die teilweise die gleiche Farbe wie der Gehweg hätten. "Freunde sind gestolpert und haben sich verletzt."
Nicht durchdacht erscheinen Denise Eusewig die Haltestellen und Überwege um die Behindertenwerkstatt Christian-Wehner-Straße. "Es gibt keine digitalen Anzeigen und nur eine Blindenampel."



"2025 kommen auch behinderte Besucher. Sollen die am Bahnhof gleich wieder umdrehen?"

Anne Freier (29) ist eine Sehbehinderte aus Chemnitz. Sie stimmt zu: "Am schlimmsten sind schlechte Gehwege plus schlechtes Licht. Dann ist Game Over."
Die Stadt will zunächst nichts verändern, ahnt CDU-Stadtrat Michael Specht (37) nach drei Ratsanfragen. Die Verwaltung sehe in der Barbarossastraße und an der Behindertenwerkstatt keinen Grund zur Sanierung, ansonsten fehle das Geld.
Denise Eusewig will keine Ruhe geben, auch mit Blick auf die Kulturhauptstadt: "2025 kommen auch behinderte Besucher. Sollen die am Bahnhof gleich wieder umdrehen?"
Titelfoto: Maik Börner