Stadtrat entscheidet über Preiserhöhung von 10 Prozent: Darum müssen die Taxi-Preise steigen
Chemnitz - Taxifahren in Chemnitz soll bald teurer werden. Am 2. Februar stimmt der Stadtrat über die neue Taxitarifverordnung ab.

Während die Preise für Kurzstrecken etwa 4 bis 5 Prozent steigen sollen, sind es bei längeren Fahrten im Großraummobil mehr als 10 Prozent. Viele Faktoren setzen Taxi-Unternehmen unter Druck: Neben Spritpreisen und dem Mindestlohn fehlt Personal.
Robin Spinka (25) ist seit Juli 2021 zweiter Vorstand der Taxigenossenschaft Chemnitz. Er leitet ein Taxiunternehmen in Familienhand mit acht Autos. Seine Branche hat seit Jahren einen schweren Stand.
Damit die Gehälter der Fahrer weiter gesichert sind, müsse dringend eine Tarifanpassung her. "Die geänderte Tarifverordnung ist längst überfällig. Wir hinken da hinterher. Die bevorstehende Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro ist da noch nicht einmal berücksichtigt."
Die Beratung im Stadtrat käme viel später als in den Jahren zuvor. Bis das Eichamt in Dresden die Taxameterumstellung vorgenommen hat, vergehen weitere Monate. In der Zwischenzeit sind Spritpreise unaufhörlich gestiegen. "Wir können das genau sagen. Seit 2019 sind es beim Diesel 37 Prozent Steigerung", sagt Vorstand Wolfgang Oertel (54).
Taxi-Personal fehlt

Ein Problem sei auch der Nachwuchs. Wie in der Gastronomie fehlt das Personal. "Wir fragen uns, warum niemand mehr am Wochenende arbeiten will. Dabei kann ein engagierter Fahrer gut verdienen, und man hat viele Freiheiten."
Die Vorstände wünschen sich mehr Unterstützung für das Taxi als bestehendes Verkehrskonzept. "Wir sind gefühlt das Stiefmütterchen im Transportbetrieb", so Oertel.
Dabei seien viele Betriebe auf klimafreundlichere Hybrid-Modelle umgestiegen und fahren keine "alten Karren" mehr. Man glaubt also an die Zukunft, denn gerade in Chemnitz sind besonders ältere Einwohner aufs Taxi angewiesen. "Wir sind nicht nur Transportmittel, sondern persönlicher Begleiter", sagt Wolfgang Oertel.
Einen ausführlichen Bericht über die Situation der Taxifahrer bietet Euch TAG24 am Sonntag.

Das kostet bald eine Taxifahrt

Stimmt der Stadtrat der geänderten Taxitarifverordnung zu, gelten neue Fahrpreise. Im Prinzip werden alle Tarife um 20 Cent angehoben.
Für eine Kurzstrecke sind dann pro Kilometer 2,30 statt 2,10 Euro fällig. Ab dem vierten Kilometer 2 statt 1,80 Euro. Die 20 Cent teureren Nachtfahrten werden nach demselben Muster angepasst.
Der Zuschlag für ein Großraumtaxi steigt von 5 auf 6 Euro. Die Grundgebühr beträgt weiterhin 3,90 Euro.
Im Sachsen-Vergleich landet Chemnitz bei den Taxikosten im unteren Drittel. In Dresden kostet der erste Kilometer bereits 2,30 Euro, in Leipzig sogar 2,70 Euro.
Gelb und doch unsichtbar
Kommentar von Stefan Graf

Die Taxi-Branche steht vor immer größeren Herausforderungen. Die finanzielle soll mit der Erhöhung der Tarife in Chemnitz zumindest etwas abgefedert werden. Zuletzt wurden 2019 die Preise erhöht. Inzwischen hat sich viel getan. Spritpreise gehen durch die Decke, Mindestlohn, Inflation, Hygienekonzepte und und und.
Keine Frage, die Preiserhöhung ist überfällig und gerechtfertigt. Eigentlich hätte die Beschlussvorlage schon früher diskutiert werden müssen. Still und leise haben die Chemnitzer Taxifahrer die höheren Fixkosten mitgetragen. Mit der neuen Tarifverordnung sind die Probleme aber nicht aus der Welt.
Die Fahrer fühlen sich bei Mobilitätsdebatten vernachlässigt. ÖPNV, Carsharing-Konzepte und E-Scooter stellen die alteingesessen Taxifahrer in den Schatten. Dabei mussten sie mit den Einschränkungen im Nachtleben harte Verluste hinnehmen und versuchen mit Hybrid- und E-Fahrzeugen in Sachen Emissionsreduzierung am Ball zu bleiben.
Nur noch Wenige wollen nachts und am Wochenende Geld verdienen. Das trifft auch die Taxi-Branche. Nachwuchs? Mangelware. Das Einkaufen im Online-Shop und die fehlenden persönlichen Kontakte lassen uns die Taxi-Fahrer, die als hilfsbereite Koffer-Träger immer ein offenes Ohr haben, (leider) kaum vermissen.
Titelfoto: Ralph Kunz