Überlastung droht! Chemnitzer Standesamt immer öfter mit Todesfällen beschäftigt
Chemnitz - Ein Sarg im Trauerraum, ein Pfarrer wartet, der Bestatter wirft nervöse Blicke auf die Uhr – doch die Sterbeurkunde fehlt. Was klingt wie ein Ausnahmefall, droht in Chemnitz künftig häufiger Realität zu werden. Denn das Standesamt kämpft mit wachsendem Arbeitsaufwand und zu wenig Personal.

Bürgermeister Knut Kunze (55, parteilos) hat auf Anfrage der CDU/FDP-Ratsfraktion Zahlen vorgelegt: Im Schnitt 368 Sterbefälle werden demnach monatlich beurkundet – in der Regel binnen drei Werktagen nach Eingang aller Unterlagen.
Noch gelinge das meist. Doch immer öfter dauert es länger, weil nur drei Standesbeamte für den Bereich zuständig sind. "Das Aufkommen der Sterbefälle wird regelmäßig auch in den Folgemonaten noch bearbeitet", räumt Kunze ein.
Eine zusätzliche Stelle wurde zwar geschaffen, doch erst seit Ende April besetzt. Die neue Kollegin befindet sich in der sechsmonatigen Einarbeitungsphase und kann frühestens ab Ende Oktober eingesetzt werden. Eine weitere Verstärkung ist noch im Auswahlverfahren.
Auch technische Lösungen bleiben bisher Theorie. Zwar wäre eine digitale Sterbefallanzeige nach dem Onlinezugangsgesetz möglich, doch würde sie paradoxerweise zu Mehrarbeit führen.

Eine elektronische Urkunde wiederum scheitert an fehlender Software beim zuständigen Fachverlag. Dabei ist das Dokument unverzichtbar: Ohne Sterbeurkunde kann keine Beerdigung geplant, kein Erbe geregelt werden.
Titelfoto: Bildmontage: Maik Börner, Uwe Meinhold