Ungeliebter Anbieter darf weiter kochen: Schul-Caterer "Elli Spirelli" zieht gegen Stadt vor Gericht

Chemnitz - Essensschlacht um die Caterer: Die Stadt Chemnitz kündigte in diesem Jahr sämtliche Gastro-Verträge für ihre Schulen auf. Diese sollten sich jeweils für einen neuen Caterer entscheiden. "MF Speisenservice" schmeckte das gar nicht. Das Unternehmen, das in Chemnitz als "Elli Spirelli" bekannt ist, zog vor das Landgericht Leipzig - und setzte sich durch.

Wie sieben weitere Einrichtungen wollte auch die Grundschule Siegmar den Caterer wechseln.
Wie sieben weitere Einrichtungen wollte auch die Grundschule Siegmar den Caterer wechseln.  © Petra Hornig

"Viele Kinder mögen das Essen überhaupt nicht. Die Qualität stimmt nicht", erzählt Elternvertreterin Jenny Richter (38) von der Grundschule Siegmar - eine von acht Schulen, die sich gegen "Elli Spirelli" entschieden haben.

Verträge mit anderen Anbietern wurden abgeschlossen. Dann das Eilverfahren mit dem Ergebnis: Der Vertrag zwischen Stadt und Caterer ist weiterhin gültig. Doch hatten die Schulen nun zwei Kantinenchefs.

"Wir haben davon erst erfahren, als wir Kontakt zu 'Elli Spirelli' aufgenommen haben, um zu klären, wann wir in die Küche einziehen können", erzählt Torsten Weiße-Köhler (47), Mitinhaber von "monkcatering", das neben der Grundschule Siegmar noch zwei weitere Schulen übernehmen sollte.

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Zwischenzeitlich hatte "monkcatering" schon alle Hebel in Bewegung gesetzt, Anschaffungen getätigt und ein Bestellportal eingerichtet. Trotzdem wurde verzichtet: "Wir hatten auch überlegt, auf unseren Vertrag zu bestehen. Am Ende waren uns die Kinder aber wichtiger", erzählt der 47-Jährige. Dennoch betont er, dass die plötzliche Absage und der damit verbundene Ausfall der laufenden Einnahmen nicht spurlos am coronagebeutelten Betrieb vorbeigegangen seien.

Der Essensanbieter "MF Speisenservice", bekannt als "Elli Spirelli", klagte gegen die Stadt Chemnitz.
Der Essensanbieter "MF Speisenservice", bekannt als "Elli Spirelli", klagte gegen die Stadt Chemnitz.  © Sven Wöhl
Kampf um den Mampf: Wer an acht Chemnitzer Schulen für das Essen zuständig ist, musste erst ein Gerichtsstreit klären.
Kampf um den Mampf: Wer an acht Chemnitzer Schulen für das Essen zuständig ist, musste erst ein Gerichtsstreit klären.  © imago images/F.Boillot

CDU-Stadtrat Andreas Marschner (40) kritisiert die Stadt

CDU-Stadtrat Andreas Marschner (40) kritisiert die Stadt wegen des Vertrags-Chaos.
CDU-Stadtrat Andreas Marschner (40) kritisiert die Stadt wegen des Vertrags-Chaos.  © Kristin Schmidt

Mit der Stadt habe man sich geeinigt: Der Vertrag beginnt erst im kommenden Schuljahr.

Die Kosten von etwa 8000 bis 10.000 Euro würden dem Caterer durch die Verwaltung erstattet. Diese äußerte sich zu Problemen beim Vertragsabschluss selbst auf wiederholte TAG24-Anfrage nur spärlich - von einem Gerichtsverfahren war dabei nie die Rede.

Konkretes gab es erst auf Anfrage von CDU-Stadtrat Andreas Marschner (40), der kritisiert, warum sich die Verwaltung nicht im Vorfeld ausreichend über die Rechtslage informiert habe.

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Nach Angaben des Schulamtes seien die neuen Verträge durch eine Änderung im Vergaberecht nötig geworden. "MF Speisenservice" wollte sich nicht zu dem Fall äußern.

Titelfoto: imago images/F.Boillot, Sven Wöhl

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