Wege-Retter Ivo Partschefeld legt Chemnitz die Karten
Chemnitz - Vor drei Jahren wurde ein Chemnitzer Computerexperte bekannt, weil er zur Rettung der Wege in Sachsen aufrief und dazu einen Verein gründete. Jetzt legt Ivo Partschefeld (45) den Chemnitzern und Sachsen die ganz großen Karten und zeigt im Netz, wo es grünt, wo Weizen wächst und wo die Supermärkte sind.

Der hauptberufliche Flurbereiniger beim Landratsamt Erzgebirge hat sich mit der Firma www.geodienstleistungen.de nebenbei selbstständig gemacht. Ob mit dem Programm Qgis auf Basis der ESA-Satellitenbilder, mit Open Street Map oder anderen Quellen: Der Chemnitzer filtert aus Daten spannende Themen heraus.
So zeigt eine Karte, dass Chemnitz in neun Jahren 637 Fußballfelder an Agrarflächen verloren hat - und wo das passiert. Karten zeigen Orte mit schweren Verkehrsunfällen oder alle 113 Supermärkte der Stadt.
Logischerweise ballen sich die Läden ums Zentrum. Aber wie leer die Karte im Osten und Westen der Stadt ist, erstaunt dann doch.
Auf YouTube veröffentlicht Ivo Partschefeld regelmäßig Videos. Unter dem Namen PyQgis zeigt er deutsche Tagebaue, die kleinsten oder die einsamsten Gemeinden Deutschlands. Witzig ist die Aufbereitung des sächsischen Bierkonsums. Die 448,6 Liter Millionen Gerstensaft pro Jahr würden acht bunte Schornsteine füllen.
Aktuell wird der Chemnitzer auch als Streitschlichter gebraucht: "Zwei Landwirte in Sachsen-Anhalt zoffen sich um Flurstücke. Ich helfe mit Katasterdaten."


Trübe Aussichten für grüne Flächen

Datenspezialist Ivo Partschefeld ist ein gefragter Mann. Jetzt hat er für die "Deutsche Bauernzeitung" berechnet, dass in Sachsen immer mehr Grünland und Acker verloren gehen.
Die geförderten Ackerflächen verkleinerten sich im Freistaat in zehn Jahren um 2,9 Prozent, das Grünland sogar um 3,5 Prozent. Regelrecht eingebrochen sind die Flächen für Erstaufforstung von Wäldern - von 3265 auf 431 Hektar.
Zugelegt haben nach den Berechnungen von Ivo Partschefeld die geförderten Flächen für Obst und Dauerkulturen (+650 Hektar), Hopfen (+64) und Weinreben (+79).
Titelfoto: Kristin Schmidt