Nur wenige Bürgergeld-Bezieher arbeiten auch gemeinnützig
Chemnitz – Die Debatte ums Bürgergeld kocht. In Berlin wird über strengere Regeln gestritten. Und in Chemnitz? Da zeigt sich, wie wenig wirklich passiert.

Rund 17.000 "erwerbsfähige Leistungsberechtigte" werden laut Jobcenter derzeit betreut. Die Hälfte davon sind Aufstocker oder Schüler, die anderen: theoretisch einsatzbereit.
Doch wie viele davon verrichten tatsächlich gemeinnützige Arbeit? Gerade einmal 522.
Viel zu wenige, findet CDU-Stadtrat Tino Fritzsche (64): "Man hat den Eindruck, im Rathaus spielt man auf Zeit. So richtig ernsthaft scheint man das Thema nicht anzugehen."
Die Verwaltung spricht von Personalmangel. Für Fritzsche kein Argument: "Das ist kein Grund, sich nur halbherzig zu kümmern."

Kommt ein neuer Stadtratsantrag der CDU?

Die CDU will jetzt neuen Schwung ins Thema bringen. Ein weiterer Stadtratsantrag nach einem gescheiterten Vorstoß vor einiger Zeit ist denkbar.
Das Jobcenter betont, Arbeitsgelegenheiten seien kein Ersatz für echte Jobs. "Sie richten sich an besonders arbeitsmarktferne Menschen", sagt Sprecherin Simone Heinrich.
Mit kleinen Tätigkeiten könnten diese so wieder in den Rhythmus finden. Jeder Einzelfall werde nach gesetzlichen Festlegungen geprüft. Doch genutzt wird das Mittel letztlich selten.
Kritik von SPD, BSW und AfD

SPD-Sozialpolitikerin Julia Bombien (43) sieht enge Spielräume: "Es lässt sich nicht sagen, ob der Personenkreis zu groß oder zu klein ist. Vorrang hat die Integration in reguläre Arbeit - ohne Aufstocken."
Jeannette Wilfer (35, BSW) kritisiert: "Das eigentliche Problem liegt bei fehlenden Weiterbildungsangeboten. Die Bundespolitik hat hier zu viel gestrichen."
Außerdem sei es "falsch, jahrzehntelang Arbeitende mit Nie-Zahlern gleichzubehandeln".
Ronald Preuß (62, AfD) sieht noch viel Luft nach oben: "Fordern und Fördern darf nicht nur ein Motto sein, es muss Realität werden!"

Tino Fritzsche bringt es auf den Punkt: "Wer von der Gemeinschaft etwas will, muss auch bereit sein, etwas zurückzugeben."
Titelfoto: Bildmontage: dpa, Kristin Schmidt (2)