Vom Kabarettisten zum Politiker: Dietmar Holz mischt im Stadtrat mit

Chemnitz - Er kam aus dem politischen Nichts - und mischt seit einem Jahr ganz vorne mit! Dietmar Holz (65, BSW), kaufmännischer Geschäftsführer der Chemnitzer Parkeisenbahn und Kabarettist mit Herzblut ("Sachsen-Gaudi"), hat zehn Monate Lokalpolitik hinter sich. Wie sieht seine persönliche Bilanz aus?

Als Kabarettist liebt Dietmar Holz (65, BSW) den pointierten Auftritt.  © privat

"Ich habe dazugelernt und es nicht bereut", sagt Holz mit Blick auf sein erstes Stadtrats-Jahr. "Es gab Erfolge - aber auch Verleumdungen und Beleidigungen. Vielleicht gehört das einfach dazu." Doch: "Wenn man wirklich etwas bewegen will in dieser Stadt, dann braucht man die Stadtratsbank."

Anfang 2024 wurde Dietmar Holz angesprochen. "Nico Rudolph (35, heute ebenfalls Stadtrat und Landtagsabgeordneter) kannte mich übers Kabarett und rief mich eines Tages an. Mir gefiel das BSW-Motto 'Vernunft und Gerechtigkeit' und ich war dabei."

Die Gründung der BSW-Fraktion verlief fast wie in Wendezeiten: ohne großen Plan, aber mit Energie, Überzeugung - und Lust auf echte Veränderung.

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"Wir mussten uns alles selbst aneignen. Learning by doing - und das war gut so", erinnert sich Holz.

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Dietmar Holz startete überraschend - und fand seine Berufung in der Kommunalpolitik.  © Sven Gleisberg
Dietmar Holz präsentiert im Juni mit Schülern den Kulturhauptstadt-Wagen "seiner" Parkeisenbahn.  © Kristin Schmidt

Holz kandidierte und holte auf Anhieb die zweitmeisten Stimmen aller gewählten Stadträte!

Im ersten Jahr hat das BSW (acht Stadträte) vor allem mit der erzwungenen Sondersitzung zu den Kita-Schließungen bereits Spuren im Stadtrat hinterlassen.  © Ralph Kunz

"Wir wollten zurück zu den Menschen. Weg vom Parteienklüngel. Einfach wieder zuhören." Der Rest ist Chemnitzer Polit-Geschichte: Holz kandidierte - und holte auf Anhieb die zweitmeisten Stimmen aller gewählten Stadträte! "Das hat mich sogar etwas erschreckt", gesteht er heute noch etwas ungläubig.

Doch der Anfang war holprig. Die etablierten Fraktionen? Skeptisch bis feindlich. Und arrogant, sagt Holz. "Zur ersten Sitzung ist der Chef der CDU-Fraktion nach vorne gegangen und hat gesagt: 'Ich wollte mal gucken, wie es von hier vorne aussieht.' Da war mir der Ernst des Gremiums irgendwie abhandengekommen."

Seine Zukunftspläne: "Wir brauchen wieder soziale Gerechtigkeit, kulturelle Vielfalt und müssen die Finanzen von Stadt und Land endlich auf stabile Beine stellen."

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Privat schreibt Holz derzeit an neuen Kabarett-Texten, wenn ihm seine Enkel dabei etwas Ruhe lassen. Denn vor dem großen Japan-Urlaub im September geht's erst mal mit den Kleinen an die Ostsee: "Da kann ich richtig abschalten."

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