Blind vor Liebe zu einem "Lover-Boy": So wurde Veronika zur Geldwäscherin

Dresden - Aus lauter Liebe wurde sie kriminell: Über das Konto von Veronika P. (54) lief Geld, das sogenannte "Lover-Boys" von Frauen im Liebesrausch abgezockt hatten. Die ehemalige OP-Schwester transferierte mehr als 116.000 Euro zu einer kriminellen Bande nach Zentralafrika und Ghana. Nun saß Veronika wegen Geldwäsche in Dresden vorm Amtsrichter. Dabei stellte sich heraus: Sie war selbst Opfer.

"Love-Scamming" verursachte allein in Sachsen schon einen Millionenschaden.
"Love-Scamming" verursachte allein in Sachsen schon einen Millionenschaden.  © picture alliance/dpa

Lucas Werner hieß der Mann, den Veronika im Netz kennenlernte, als sie unter der Trennung nach der Scheidung litt.

"Sie war für die Wertschätzung dankbar, die ihr dieser Lucas entgegenbrachte", erklärte ihr Anwalt.

Besagter Lucas war angeblich alleinerziehender Witwer, besaß eine Firma und lebte in Liverpool. Nur: Diesen Lucas Werner gab es nie.

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Internationale Banden ziehen diese "Online-Liebesfalle" ab. "Romance-Scamming" oder "Love-Scamming" nennen das Kriminalisten. Mit Geschichten und reichlich Manipulation wird den Frauen Geld entlockt.

So ging besagter Lucas angeblich nach Ghana, wo er erpresst, festgenommen, verurteilt, wahlweise mit dem Tode bedroht wurde.

Es sei denn, er zahlt Geld. Und dieses Geld "erbat" er von Veronika, die tatsächlich mehr als 200.000 Euro nach Afrika transferierte!

Veronika war so verliebt, dass sie die Warnsignale übersah

Veronika P. (54) fiel einer "Internetliebe" zum Opfer.
Veronika P. (54) fiel einer "Internetliebe" zum Opfer.  © Peter Schulze

Danach ging es Lucas angeblich wieder gut, er und seine Freunde betreuten plötzlich ein Schulprojekt. "Meine Mandantin ging davon aus, dass die Gelder, die auf ihr Konto gingen, Hilfsgelder dafür waren. Die hat sie weitergeleitet", so der Anwalt.

Doch auch diese insgesamt 116.000 Euro waren ausnahmslos Gelder von verliebten Frauen, die diesen dreisten Schwindlern auf den Leim gegangen waren. Sie träumten von einer gemeinsamen Zukunft mit ihren "amerikanischen GIs" oder "deutschen Immobilien-Verwaltern", die angeblich in finanzielle Not geraten waren ...

Veronika war so verliebt, dass sie gar Warnsignale übersah. So sperrte ihr die Bank die Konten wegen des Verdachtes auf Geldwäsche.

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Prompt beschwerte sich die OP-Schwester bei der Polizei! Und transferierte weiter Geld, bis es zur Anzeige kam. "Ich begreife es selbst alles nicht", so die Angeklagte geknickt.

"Sie haben sich in einen Avatar verliebt!", konstatierte der Richter, der sie zu milden zwei Jahren auf Bewährung verurteilte.

"Romance-Scamming": Liebes-Fallen im Netz

Mit dem sogenannten "Romance-Scamming" oder "Love-Scamming" entstand in Sachsen allein in den Jahren 2018 und 2019 ein Schaden von 3,5 Millionen Euro! Die Betrüger gaukeln Liebesbeziehungen vor und wollen plötzlich Geld.

"Über Netzwerke oder Dating-Seiten kommen Betrüger an Mailadressen", warnt Marko Laske (47) von der Polizei Dresden.

Die Opfer werden angeschrieben, Vertrauen hergestellt. "Schon nach kurzer Zeit überhäufen die Scammer ihre Opfer dann mit Liebesschwüren." Und plötzlich müssten die Männer geschäftlich oder wegen familiärer Schwierigkeiten nach Afrika, Russland oder Südostasien und erbitten Geld.

Bizarr: "Dabei scheuen die Scammer nicht, erpresserische Methoden anzuwenden, sogar mit Selbstmord wird gedroht", weiß Laske.

Gesunder Zweifel an den "Internet-Freunden" ist angebracht. Notfalls sollte man sich (realen) Bekannten anvertrauen.

Titelfoto: Peter Schulze

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