Alle vier Tage ein Messer-Vorfall in Dresden! In der Kampfsportschule wird Selbstverteidigung trainiert

Dresden - Es ist schon wieder passiert. Bei einem Messerangriff in der Innenstadt sind zwei Menschen verletzt worden. Ersten Ermittlungen zufolge waren Mittwochabend am Wiener Platz ein Tunesier (16) und ein Syrer (24) in Streit geraten. Absolut kein Einzelfall: Immer häufiger kommt es auch in Dresden zu Vorfällen, bei denen ein Messer im Spiel ist.

Der renommierte Kampfsportlehrer Benjamin Schumann (52) in seinem Kampfsportzentrum Dresden an der Freiberger Straße.
Der renommierte Kampfsportlehrer Benjamin Schumann (52) in seinem Kampfsportzentrum Dresden an der Freiberger Straße.  © Norbert Neumann

Zivilcourage zeigen kann bedeuten, selbst zum Opfer zu werden. Das beweist die heldenhafte Tat des Amerikaners John Rudat (20), der in der Linie 7 Frauen beschützte und von den Angreifern mit einer Klinge im Gesicht verletzt wurde.

477 solcher oder ähnlicher Vorfälle, also Angriffe mit einem Messer, sind von der Polizei in den vergangenen fünf Jahren verzeichnet worden sind. Also durchschnittlich etwa alle vier Tage.

"Meine Schüler kommen aus Liebe zum Sport, aber immer mehr auch aus Angst. Denn früher hat man sich zwar mal gekloppt, aber nie daran gedacht, es könne ein Messer gezogen werden", erklärt dazu Kampfsportlehrer Benjamin Schumann (52). Heute müsse man aber genau das als nächsten Schritt befürchten.

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Daher wird an der Freiberger Straße auch die Abwehr von Messerangriffen trainiert. Das Entscheidende dabei ist zu erkennen, ob jemand ein Messer dabeihat oder nicht: "Wir sprechen dabei vom 'bösen Dreieck'. Wir beobachten den Arm, der während der Auseinandersetzung in die Tasche wandert, attackieren dann diesen Arm gezielt mit beiden Händen", erklärt der Selbstverteidigungsprofi.

Im Nahkampf werden auch Alltagsszenen trainiert: Hier wird der Angriff mit einem (Plastik-)Messer simuliert.
Im Nahkampf werden auch Alltagsszenen trainiert: Hier wird der Angriff mit einem (Plastik-)Messer simuliert.  © Norbert Neumann
Nur wenige Tage nach dem Angriff auf einen US-Amerikaner in der Straßenbahn ereignete sich der nächste Messerangriff am Dresdner Hauptbahnhof.
Nur wenige Tage nach dem Angriff auf einen US-Amerikaner in der Straßenbahn ereignete sich der nächste Messerangriff am Dresdner Hauptbahnhof.  © xcitepress/Lucas Friedenhain
Mit Händen wird eine Wunde im Bauch nach Messerangriff zugehalten, bis die Rettungshelfer eintreffen.
Mit Händen wird eine Wunde im Bauch nach Messerangriff zugehalten, bis die Rettungshelfer eintreffen.  © xcitepress/Finn Becker

Bei einem Messer sollte man weglaufen

Einer der Zeugen des Messerangriffs am Hauptbahnhof.
Einer der Zeugen des Messerangriffs am Hauptbahnhof.  © xcitepress/Finn Becker

Dem jungen US-Amerikaner zollt der Kampfsportler zwar Respekt, er unterstreicht aber, dass die beste Reaktion auf ein gezogenes Messer immer das Weglaufen bleibt: "Ich bin ausgebildeter Kämpfer, hätte die beiden Angreifer in der Straßenbahn außer Gefecht gesetzt. Aber wenn ein Messer ins Spiel kommt, rate ich: Lauft weg, ruft laut um Hilfe, ihr riskiert euer Leben."

Zwar wurden auch schon Bus- und Bahnfahrer der DVB im Kampfsportzentrum trainiert. Aber wenn es zu Handgreiflichkeiten während der Fahrt kommt, darf der Fahrer laut DVB-Regelwerk nicht eingreifen. Er kann jedoch sofort die Polizei alarmieren.

"Dafür haben die Fahrer in den Kabinen einen Notruf zur Leitstelle der Polizei", erklärt DVB-Sprecher Falk Lösch (60). Und es gibt an jeder Tür und an jedem Rollstuhlplatz eine Sprechanlage zur Fahrerkabine.

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Das Angebot der Kampfsportschule (2013 gegründet, 300 Mitglieder) erstreckt sich von Kickboxen bis Selbstverteidigung: "Wir haben viele verschiedene Ethnien. Sobald wir gemeinsam auf der Matte sind, gibt es keine Unterschiede mehr. Hier lernen wir uns kennen und respektieren." Infos: kampfsportzentrum-dresden.de.

Titelfoto: Bildmontage: xcitepress/Lucas Friedenhain, Norbert Neumann

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