"Raskolnikoff": Wer hat Dresdens berühmtestes Rotlicht geklaut?

Dresden - Ein Wahrzeichen ist verschwunden.

Sauer: Petra Burckhardt (58, links), Geschäftsführerin des "Raskolnikoff" und Dorle Söhren (68), Eigentümerin des Hauses.
Sauer: Petra Burckhardt (58, links), Geschäftsführerin des "Raskolnikoff" und Dorle Söhren (68), Eigentümerin des Hauses.  © Steffen Füssel

Jahrzehntelang leuchtete die "Rote Laterne" über dem Eingang der Kultkneipe "Raskolnikoff" in der Neustadt. Jetzt ist Dresdens berühmtestes Rotlicht futsch. Unbekannte haben die komplette Lampe aus der Fassade gerissen.

Petra Burckhardt (58) kam am Montag gerade aus dem Urlaub wieder. Als die "Raskolnikoff"-Chefin gegen 22 Uhr in die Böhmische Straße bog, sah sie kein Licht mehr über der Eingangstür: "Ich habe einen ganzen Karton an LEDs für die Lampe, weil immer wieder jemand eine herausgeschraubt hat", so die Geschäftsführerin.

Aber dieses Mal fehlte keine Glühbirne. Dieses Mal war die ganze Lampe aus der Fassade gerissen worden.

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"Dass die ein Laster im Vorbeifahren abgefetzt hat, ist ausgeschlossen. Wir haben keinerlei Spuren gefunden", so Petra Burckhardt.

Anzeige erstattet

Schon oft wurde die rote Birne herausgedreht, aber dieses Mal ist die komplette Lampe aus der Fassade genommen.
Schon oft wurde die rote Birne herausgedreht, aber dieses Mal ist die komplette Lampe aus der Fassade genommen.  © Steffen Füssel

Eigentümerin Dorle Söhnen (68), in deren Haus sich Restaurant, Café und Pension befinden, ist auf die Übeltäter richtig sauer: "Das ist hinterhältig und gemein. Die Lampe hing seit 1989 hier. Vielleicht werden wir die Neustadt plakatieren und die Diebe finden", so Dorle Söhnen - nur halb im Scherz. Die beiden Frauen haben am Mittwoch Anzeige bei der Polizei erstattet.

Das Gebäude in der Böhmischen Straße 34 wurde im Jahr 1837 errichtet. Damals befanden sich im Hauptteil des Hauses Wohnungen für "normale" Bürger.

Im hinteren Teil (heute Sommergarten) waren verschiedene Handwerksbetriebe untergebracht, darunter eine Eisengießerei. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

Hintergrund: Ein Hauch von Dostojewski

Ein Schild ersetzt keine Lampe! Aber sachdienliche Hinweise werden mit einem Essen belohnt.
Ein Schild ersetzt keine Lampe! Aber sachdienliche Hinweise werden mit einem Essen belohnt.  © Steffen Füssel

Der Name des Lokals ist in Anlehnung an einen Weltroman entstanden. Der Held aus "Schuld und Sühne", einem wahren Meisterwerk des russischen Schriftstellers Fjodor Dostojewski (1821-1881), heißt Raskolnikoff.

Diesen armen Juristen plagen derart heftige finanzielle Sorgen, dass er eines Tages wieder zur Pfandleiherin geht. Aber dieses Mal haut er ihr mit einer Axt den Kopf ab. Die Axt ist das eine Wahrzeichen der Kultkneipe.

Das andere ist die (abgerissene) rotleuchtende Lampe, in Anlehnung an eine zweite Romanfigur: Sonja, die Hure. Sie bringt den zerrissenen Helden dazu, seine Straftat zu beichten.

Das Lokal heißt so, da noch vor der Wende ein gleichnamiger Kunstverein das Haus besetzt hatte.

Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel

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