Kindesmissbrauchs-Zahlen stiegen an: Dresdens Kriminelle im Corona-Lockdown
Dresden - Wegen Homeoffice, Kneipenschließungen und Ausgehverboten ging im Vorjahr in fast allen Bereichen die Kriminalität in der Landeshauptstadt zurück. Also quasi ein Lockdown für Dresdens Kriminelle, bilanzierte jetzt die Polizei.
40.988 Straftaten erfasste die Polizei in Dresden für das Jahr 2021, noch im Jahr zuvor waren es 7941 Fälle mehr.
"Ein Rückgang der Gesamtkriminalität von 16 Prozent ist nicht echt und bildet die Wirklichkeit nicht ab", ordnete Polizeipräsident Jörg Kubiessa (57) ein. "Schon gar nicht lässt sich daraus ein grundsätzlicher Trend ableiten. Vielmehr sehe ich einen direkten Zusammenhang zwischen diesen Zahlen und der Pandemie."
So schreckt Home-Office Tageseinbrecher ab, abgesagte Volksfeste und geschlossene Kneipen ziehen weniger nächtliche Schlägereien nach sich.
Doch hinter den verschlossenen Türen zeigt sich eine dramatische Entwicklung: Lagen die Zahlen für Kindesmissbrauch bis ins Jahr 2018 noch im zweistelligen Bereich, stiegen sie 2019 schon auf 116, 2020 auf 120 und im vergangenen Jahr auf 128 Fälle.
So nahm die Polizei am 23. Februar Ronny E. (52) in Prohlis fest: Der einschlägig Vorbestrafte soll sich in seiner Wohnung insgesamt 17-mal an der achtjährigen Tochter einer Bekannten vergangen haben.
Die Fälle von Kinderpornografie stiegen in Dresden von 83 im Jahr 2020 auf 187 im vergangenen Jahr an. Für die Polizei allerdings eher eine gute Nachricht, da sie diesen Anstieg auf verstärkte Meldungen zurückführt.
In Sachen Mord und Totschlag entspannte sich die Lage: 17 derartige Delikte gab es 2020, im vergangenen Jahr waren es neun. So laufen die Ermittlungen gegen den verhafteten Afghanen Omid A. (22) noch immer. Er hatte im Juni der Polizei mitgeteilt, einen gleichaltrigen Landsmann in einer Wohnung in Gorbitz getötet zu haben.
Titelfoto: Roland Halkasch, Peter Schulze