Der Methusalem von Schloss Wackerbarth: Seit 1969 ist Konrad Scheerbaum dem Weingut treu
Radebeul - "Es braucht nicht viel zum Glücklichsein. Nur Liebe, Wein und Fußball", sagt Konrad Scheerbaum (69) lachend. Von allem hat der Coswiger reichlich, ganz besonders vom Wein. Nächste Woche stößt er auf seinen 70. Geburtstag an - und auf 54 Jahre "Dienstjahre" im Staatsweingut Schloss Wackerbarth.

Von der Winzer-Lehre 1969 bis zur Rente und sogar darüber hinaus blieb Scheerbaum Wackerbarth treu. "Ich vergleiche das gern mit Fußball. Die erste Halbzeit in der DDR, unter Tage im Weinkeller. Die zweite Halbzeit in der freien Wirtschaft, und jetzt bin ich in der Verlängerung", spielt Scheerbaum auf seinen Minijob als Gastgeber an.
"Ich moderiere Weinveranstaltungen, führe Gäste und Fachpublikum durch das Weingut und die Steillagen." Immerhin noch 26 Stunden im Monat.
Wein bestimmt auch den Rest der Zeit - schließlich ist Scheerbaum seit 1976 mit einer gelernten Winzerin verheiratet.
Und wie kann es anders sein: "Ich habe meine Frau Christine in Wackerbarth kennengelernt. Da hat sie ihre Lehre absolviert. Sie kommt zwar aus Naumburg, also der Weinregion Saale/Unstrut, aber Wackerbarth war der einzige Ausbildungsbetrieb in der DDR."



Konrad Scheerbaum betreibt auch einen eigenen Weinberg: "Ich bin schon auf den 2023er-Jahrgang gespannt"

Während sich seine Frau aufs Gärtnern verlegte, schaffte sich Scheerbaum noch einen Weinberg als Hobby an - ein Viertelhektar mit 700 Rebstöcken Riesling, Weiß- und Grauburgunder. "Ich bin schon auf den 2023er-Jahrgang gespannt", fiebert Scheerbaum der Abfüllung entgegen.
In seinem privaten Weinkeller lagern gut 500 Weine, inklusive Raritäten wie einer Flasche Riesling vom eigenen Weinberg aus dem Jahr 1989.
"Ich habe sie extra mit einem Etikett versehen: Gereift im Revolutionsjahr", erzählt Scheerbaum. "Ich würde sie nie öffnen."
Zum Geburtstag knallen andere Korken. "Ich feiere im Vereinsheim des Coswiger Fußballvereins, wo ich jeden Donnerstag bei den alten Herren spiele. Es gibt ein Menü, das mein Winterfreund Frédéric Fourré kocht - und natürlich einen Traminer-Sekt von Wackerbarth."
Titelfoto: Montage: Petra Hornig