Neu in Semper Zwei: Das skandalöse Leben der Margaret Campbell

Dresden - "Powder Her Face", ihr Gesicht pudern, so lautet der Titel der Oper des englischen Komponisten Thomas Adès von 1995. Ein imposantes Stück Musiktheater, das jetzt in Semper Zwei zu erleben ist. Premiere war am Freitag.

Die Duchess (Mary Plazas) mag sich selbst nicht mehr leiden.
Die Duchess (Mary Plazas) mag sich selbst nicht mehr leiden.  © Semperoper Dresden/Ludwig Olah

Als Erstes wäre angesichts dieser Neuproduktion mit dem Vorurteil aufzuräumen, zeitgenössische Musik könne nicht sinnlich sein. Selbst dort, wo sie atonale Gestalt annimmt, ist das Gegenteil der Fall.

Der Stoff ist ein britischer Gesellschaftsskandal erster Güte, die schmutzige Scheidung der Duchess of Argyll, bürgerlich: Margaret Campbell (1912-1993), ihr skandalöses Vorleben, ihr skandalöses Leben danach.

Eine Geschichte von Reichtum, Ruhm und Niedergang (auch Niedertracht), die förmlich danach schreit, künstlerisch reflektiert zu werden. Zuletzt geschah das durch eine britische Miniserie.

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Es ist eine Kammeroper, kleines Orchester, vier Sängerinnen und Sänger, die unterschiedliche Rollen bedienen, mit Ausnahme der Duchess, deren Darstellerin mit der Rolle identisch bleibt.

Der britischen Sopranistin Mary Plazas gelingt ein fulminantes Charakterstück, stimmlich jede Gemütsregung ergründend, schauspielerisch von fesselnder Präsenz. In ihrem Dunstkreis agieren überzeugend Rhian Lois (Dienstmädchen), Peter Tantsits (Elektriker) und Andrew Nolen (Hotelmanager).

Adès' Musik ist beeinflusst von Alban Berg, auch Strawinsky, vor allem aber ist sie eigen, auch wenn sie Elemente des Tangos nutzt. Tim Anderson leitet das großartige, für die Produktion gecastete Projektorchester.

Musik wie Story, beides zieht an. Sympathisch ist die Duchess beileibe nicht, auf berührende Weise menschlich ist ihr Schicksal gleichwohl. Heute wieder auf dem Spielplan.

Titelfoto: Semperoper Dresden/Ludwig Olah

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