Dresden - Dresdens Flughafen ist in einer Schieflage. Das Passagieraufkommen geht zurück, große Teile der Verkaufsfläche stehen leer. Dabei boomt nebenan die Halbleiter-Industrie. Wie kann das sein?
Schnäppchenjäger horchten ob dieser Meldung im vergangenen Oktober auf: Billigflieger Ryanair kündigte an, ab Sommer alle Flüge aus Dresden zu streichen. Der Grund: die hohen Kosten in Deutschland.
Im Rathaus stößt die Entwicklung auf Missfallen. "Wichtig ist der Abbau der Wettbewerbsnachteile gegenüber dem Flughafen Prag durch die hohe Luftverkehrssteuer", schrieb die kommunale Wirtschaftsförderung gegenüber TAG24.
Das Amt unterstützt Unternehmen bei der Ansiedlung am Flughafen. Genug Platz, auch für kleinere Firmen (Autovermietung, Gastronomie, Reisebüros), ist vorhanden: Anfang des Jahres standen 37 Prozent der Verkaufsflächen im Terminal (vor der Sicherheitskontrolle) leer.
Das hänge auch mit gefallenen Passagierzahlen gegenüber dem Vor-Corona-Niveau zusammen, gab Uwe Schuhart (48), Sprecher der zuständigen Mitteldeutschen Flughafen AG (MFAG), zu bedenken.
Was sagt die Industrie?
Seit Ausbruch der Pandemie Ende 2019 ging die Zahl der Fluggäste bundesweit um fast 50 Prozent zurück. Im selben Zeitraum verdoppelten sich die Kosten. Die müssten dringend runter, schloss sich die MFAG den Forderungen an.
Außer Frankfurt/Main und München (bis zu viermal täglich), Düsseldorf und Zürich werden von Dresden aus kaum noch wirtschaftliche Zentren angesteuert. Und das, obwohl die Bedeutung der Stadt als Technologie-Standort zunimmt.
"Ein derart ausgedünntes Verbindungsangebot in die näheren deutschen und europäischen Metropolen gefährdet den Flughafenstandort erheblich", warnt Stadtrat Bernd Lommel (58, AfD). Gleichzeitig erhält die Flughafenbetreiberin umfassende Zuschüsse vom Land, musste zuletzt mit einem dreistelligen Millionenpaket vor der Insolvenz gerettet werden.
Was sagt die Industrie? Für sie spielt der Airport bei Geschäftsreisen eine wichtige Rolle. Verlässliche Anbindungen, auch wieder an Drehkreuze wie Amsterdam und London, fordert Frank Bösenberg (47), Geschäftsführer beim Halbleiter-Netzwerk Silicon Saxony.
Die Zahl ausländischer Fachkräfte in der Branche nehme zu - und damit auch der globale Wettbewerb um die klügsten Köpfe. "Eine leistungsfähige Verkehrsanbindung, insbesondere auf dem Luftweg, ist dafür ein Schlüsselfaktor", so Bösenberg, der vom Flughafen als "erste Visitenkarte der Region" spricht.