Kracht prägte Dresdner Stadtbild: Leonhardi-Museum würdigt Künstler zum 100. Geburtstag
Dresden - Serielle Formen, ornamentale Wandgestaltungen, später auch am Computer entstandene Laserdruckarbeiten: Den allermeisten Dresdnern dürften die Entwürfe des Künstlers Friedrich Kracht (1925-2007) bekannt vorkommen; er hat in der Spät-DDR viele Fassaden im Stadtraum realisiert, die unter das Schutzwort "Ost-Moderne" fallen müssten.
Alles in Kürze
- Friedrich Kracht prägte Dresdner Stadtbild mit seriellen Formen
- Leonhardi-Museum würdigt Künstler zum 100. Geburtstag
- Krachts Kunst umfasst Fassaden, Brunnen und Laserdruckarbeiten
- Künstlergenossenschaft realisierte viele Projekte in Dresden
- Ausstellung im Leonhardi-Museum bis 7. September

Das Leonhardi-Museum würdigt zum 100. Geburtstag des Künstlers dessen Werk, das sich im geometrischen Raum oft fast verliert.
Es ist eine späte, überfällige Würdigung Krachts. Zuletzt wurde der Dresdner Künstler eher übersehen. Seine letzte Einzelausstellung mit Malereien, Grafiken und Plastiken war 2010. Aus Anlass des 100. Geburtstages präsentieren die Museen der Stadt Dresden den Künstler Kracht nun im Leonhardi-Museum.
Kracht wurde am 9. Juli 1925 in Bochum geboren. Nach Studienjahren in Bochum, Weimar und Dresden sowie Reisen durch Europa und Afrika trat er 1960 in Dresden in die Produktionsgenossenschaft Bildender Künstler "Kunst am Bau" ein, in der er bis zu seinem Tod 2007 tätig war.
Seit 1986 war er Vorstandsvorsitzender der Künstlergenossenschaft, setzte sich immer sehr für den Fortbestand des Ateliergrundstücks ein und erreichte mit seinem Engagement nach der Wende, dass eine junge Generation das Haus weiterführen konnte und so ein authentisches Künstlerhaus erhalten blieb.
In der Künstlergenossenschaft konzipierte und realisierte Kracht in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern viele "Kunst am Bau"-Projekte - in Dresden gehören dazu etwa der "Kracht-Brunnen" am Neustädter Markt, die Klinkerwand der TU-Buchhandlung, die Hotelfassade Prager Straße oder die Terrasseneinfassung der robotron-Kantine. Krachts Visionen prägen das Dresdner Stadtbild an vielen Orten - wenn man heute nur aufmerksam hinsieht.

Krachts Kunst prägt das Dresdner Stadtbild

Kracht entwickelte gemeinsam mit Karl-Heinz Adler das serielle Formstein-System und setzte es in vielen ornamentalen Wandgestaltungen in Dresden und anderswo um - seien es Spielplätze oder Brunnen. Parallel arbeitete er immer auch an freier konkreter Kunst und nahm seit den 1980er-Jahren an zahlreichen, auch internationalen Ausstellungen zur konkreten Kunst teil.
"Die angewandte Kunst Friedrich Krachts prägt das Dresdner Stadtbild", sagte Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch zur Vernissage Ende Juni. Man würdige damit einen herausragenden Künstler, der ein bedeutender Teil der Dresdner Kultur des letzten Jahrhunderts sei und "tiefe Verbundenheit mit der Stadt" zeige.
Besonders beeindruckend sei Krachts langjähriges Engagement für die Künstlergenossenschaft und den Erhalt des Künstlerhauses Gostritzer Straße, "das auch heute noch Atelierhaus, Produktionsort und Ort der Inspiration ist", so Klepsch.
Die Ausstellung im Leonhardi-Museum läuft bis 7. September; parallel flankierend zeigt die Künstlerfamilie Kracht eine kleine Zusatzschau in der Galerie am Damm (Körnerplatz 10) bis 22. August (Mittwoch bis Freitag, 14 bis 18 Uhr).
Titelfoto: Bildmontage: Leonhardi-Museum Dresden/ Hans Reinecke/Deutsche Fotothek