Ausstellungs-Kleinod "Waldgeheimnis bei Hegenbarth": Im Zwiegespräch mit der Natur

Dresden - "Waldeinsamkeit, die mich erfreut", so schwärmte der Dichter Ludwig Tieck in seinem spätromantischen Märchen "Der blonde Eckbert" über die Einkehr im Forst.

Die Tannen stehen still und schweigen: "Waldinneres", eine Pinselzeichnung von Josef Hegenbarth, um 1938.
Die Tannen stehen still und schweigen: "Waldinneres", eine Pinselzeichnung von Josef Hegenbarth, um 1938.  © SKD, Herbert Boswank; VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Wo die Tannen hoch stehen, fasziniert die Natur. Davon erzählt "Waldgeheimnis bei Hegenbarth", die diesjährige Ausstellung des Kupferstich-Kabinetts der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) im Josef-Hegenbarth-Archiv.

Es geht um unser Verhältnis zur Natur, zum Garten und zum Wald. Und zur Beziehung des Menschen zum Tier, sei es wild oder domestiziert. Der Grafiker Josef Hegenbarth (1884-1962) hat viele Landschafts-, Pflanzen- und Tierzeichnungen geschaffen.

Die in Dresden arbeitenden Künstler Elise Beutner (Jg. 1991), Sylvia Pásztor (Jg. 1985) und Andreas Kempe (Jg. 1972) haben eigene Arbeiten realisiert, die mit Hegenbarths Werken in einen Dialog treten.

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Sie sind die Inspirationsquelle, die Anfang des Jahres vor seinem Wohn- und Atelierhaus aufgestellte Plastik "Waldgeheimnis" des Dresdner Bildhauers Robert Dietz (1844-1922) liefert den Titel der Ausstellung.

Auf intensiver Tuchfühlung mit den Tieren und der Natur

Die Künstlerin Sylvia Pásztor erstellt ihre Wandzeichnung "Alle Vögel sind schon da".
Die Künstlerin Sylvia Pásztor erstellt ihre Wandzeichnung "Alle Vögel sind schon da".  © Thomas Baumhekel

Zu sehen sind 50 Werke. 17 davon von Hegenbarth, meist schwarzweiße Illustrationen einsamer Waldgänge und im Dresdner Zoo eingesperrter Tiere. Sylvia Pástor stellt diesen ihre Zeichnungen sich ungestüm aufbäumender Wildpferde entgegen, sowie ein großes Wandbild wuchernder Bäume voller Vögel.

Elise Beutner arbeitet multimedial. Sie beschäftigt sich mit den Mythen dämonisierter Raubtiere, nicht nur in Tusche, auch im Video. Andreas Kempe hingegen nimmt das Waldinnere in den Blick: undurchdringliches Dickicht, vergrößertes Moos - detailscharf, mitunter verfremdet.

Kein Kitsch oder gar röhrende Hirsche: Gerade die weitgehende Abwesenheit von Farbe lädt ein, mit Tieren und der Natur allgemein auf intensive Tuchfühlung zu gehen. Die Ausstellung, die sich auch der Nachhaltigkeit, Ökologie und Achtsamkeit verpflichtet fühlt, könnte im kleinen Loschwitzer Archiv leicht übersehen werden. Es wäre schade.

Gezeigt wird sie bis April 2023, immer sonntags, 15 bis 18 Uhr.

Titelfoto: Thomas Baumhekel

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